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News: Akten aus der Zeit eines alten kalten Krieges

Deutsche Archäologen glauben, daß sie auf das knapp 3270 Jahre alte Keilschriftenarchiv des ägyptischen Pharaos Ramses II. gestoßen sind. Die Forscher arbeiten in Kantir im Nildelta, wo vermutlich die frühere Ramses-Hauptstadt Pi-Ramesse unter einer 60 Zentimeter dicken Schlammschicht verborgen liegt.
Das wichtige Bauwerk fand das deutsche Forschungsteam des Hildesheimer Römer- und Pelizaeus-Museums bereits im vergangenen Jahr. Ein Glückstreffer: Kollegen vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege machten bei Messungen mit ihrem selbst entwickelten Cäsium-Magnetometer den Grundriß eines 60 Meter breiten und 100 Meter langen Palastes sichtbar. Daß es sich hier um das "Auswärtige Amt" handelte, legen nun Indizien nahe: Im altägyptischen Theben, dem heutigen Luxor, liegt das Grab eines leitenden Schreibers dieses Amtes. Ein in seinem Grab entdecktes Relief zeigt den Grundriß seines Arbeitsplatzes. Der Grabungsleiter Edgar Pusch vom Römer- und Pelizaeus-Museum erklärt: "Beide Grundrisse weisen eine so hohe Ähnlichkeit auf, daß der Schluss nahe liegt, daß wir hier das 'Auswärtige Amt' ermittelt haben."

Vor knapp 3300 Jahren befehdeten sich zwei Großmächte, die Ägypter und die Hethiter. Ihr 1268 v.Chr. geschlossener Friedensvertrag ging als frühester überlieferter Friedensvertrag in die Geschichte ein. Eine Kopie dieses Vertrags in der Form von Tontafeln fand der Archäologe Hugo Winckler bereits 1906 im türkischen Bogazköy, der alten Hethiterhauptstadt Hattusas. Vergleichbare Funde könnten nun auch in Pi-Ramesse gemacht werden, hofft Edgar Pusch: "Als die Hauptstadt viele Jahrhunderte später abgerissen wurde, mögen Teile des Archives, die noch von Bedeutung waren, mitgenommen worden sein, andere aber sollten sich aber noch hier vor Ort befinden."

Die Archäologen wollen nun das gewaltige Areal des Palastes stückweise untersuchen. Im Inneren des Komplexes befinden sich mehrere Säulenhallen und Säulengänge. Das Archiv könnte sich in einem der zahlreichen Nebenräume befinden. Edgar Pusch erläutert: "Wir öffnen hier sozusagen ein Fenster in das Gebäude hinein und wollen bestimmte Raumsequenzen untersuchen, in denen möglicherweise das Keilschriftarchiv gelagert ist." In der kommenden Woche soll mit den Grabungen begonnen werden.

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