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Alternative Heilverfahren: Akupunktur aktiviert natürlichen Schmerzblocker

Akupunktur
Nach langem Suchen konnten Forscher nun eine messbare molekulare Ursache für die Schmerzlinderung aufspüren, die der Einstich von Akupunkturnadeln in die Haut auslöst. Wie Maiken Nedergaard von der University of Rochester und ihre Kollegen an Mäusen zeigen, schüttet der Körper an der Stichstelle den Neurotransmitter Adenosin aus, der an Schmerzrezeptoren bindet und die Reizweiterleitung bremst – dabei muss die eingestochene Nadel aber unbedingt auch auf die typische Art traditioneller Akupunkteure mehrfach kurz sanft gedreht werden.

Die vom Neurotransmitter angesprochenen, schmerzbremsenden Adenosin-A1-Rezeptoren, welche den tiefer liegenden Nerven sensorischen Input liefern, sind altbekannt – als Grundlage der Akupunkturwirkung hatten Mediziner sie allerdings bislang nicht auf der Rechnung. Wie Nedergaard und Co nun belegen, sprechen Mäuse ohne A1-Rezeptoren gar nicht auf die Akupunktur an; die Forscher sind daher zuversichtlich, dass ein schmerzhemmender Effekt auch ohne den Einsatz von Nadeln eintreten wird, wenn die Rezeptoren lokal durch andere Reize oder durch Medikamente angeregt werden. Substanzen, die wie das Krebsmedikament Deoxycoformycin die Lebensdauer von Adenosin im Gewebe erhöhen, verlängern auch die Schmerzblockade.

Alte Akupunkturkarte | Die Karte wichtiger Akupunktur-Einstichstellen stammt aus der Ming-Dynastie (Mitte des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts n. Chr.). Die Akupunktur wird seit mehr als 4000 Jahren praktiziert und beruht auf der Vorstellung, dass eine Lebensenergie "Qi" auf definierten Bahnen – den "Meridianen" – unseren Körper durchfließt. Krankheiten seien demzufolge die Folge von Störungen in diesem Fluss, der sich aber über die auf den Leitbahnen befindlichen Akupunkturpunkte steuern lässt. In diese Punkte gesetzte Nadeln sollen vorhandene Blockaden lösen und das harmonische Gleichgewicht der Strömung wiederherstellen.
Womöglich wirken auch chiropraktische Eingriffe oder Massagen wie Akupunktur gegen Schmerzen, indem sie über einen mechanischen Reiz zu einer lokalen Adenosinausschüttung führen, spekulieren die Wissenschaftler. Insgesamt sei aber die Art und Tiefe der mechanischen Stimulation mitentscheidend – nicht jede Reizung der Haut oder des Gewebes löst den Effekt aus, wie viele Studien zum Thema gezeigt haben. Vielleicht gehe der Ausschüttung des Neurotransmitters ein anderer Prozess voraus; so könnte etwa die mechanische Stimulation ATP in den Keratinozyten der Haut freisetzen, woraus dann nach und nach Adenosin entsteht und freigesetzt wird, um dann die A1-Rezeptoren sensorischer Nerven in der Epidermis zu aktivieren. Diese Prozesse müssen noch genauer untersucht werden. Auch Akupunktur wirke sicherlich noch auf andere biochemische Prozesse und durch den Placeboeffekt. Die traditionelle chinesische Akupunktur wird seit mehr als 4000 Jahren praktiziert und beruht ursprünglich auf der Vorstellung, dass eine Lebensenergie "Qi" auf definierten Bahnen – den "Meridianen" – unseren Körper durchfließt. Krankheiten seien demzufolge die Folge von Störungen in diesem Fluss, der sich aber über die auf den Leitbahnen befindlichen Akupunkturpunkte steuern lasse. In diese Punkte gesetzte Nadeln sollen vorhandene Blockaden lösen und das harmonische Gleichgewicht der Strömung wiederherstellen. Qi und Meridiane entzogen sich allerdings bislang erfolgreich jeder wissenschaftlichen Bestätigung – während die tatsächliche Wirksamkeit von Akupunktur dagegen durchaus nachweisbar ist. (jo)

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  • Quellen
Johnson, N. et al.: Adenosine A1 receptors mediate local anti-nociceptive effects of acupuncture. In: Nature Neuroscience 10.1038/nn.2562, 2010.

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