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News: Akupunktur funktioniert - Aber warum?

Akupunktur ist eine populäre, kostengünstige und wirksame Methode zur Schmerzlinderung und Suchtbehandlung und sollte schon ab dem ersten Semester in den Mediziner-Lehrplan aufgenommen werden. Diese These wurde auf einer Fachkonferenz in London vertreten. Allerdings bleiben die Gründe für die Wirksamkeit der Akupunktur unklar, so daß weitere Forschung erforderlich ist.
"Es gibt überzeugende Beweise für die spezifische Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Ekel und Erbrechen", sagte Jacqueline Filshie vom Royal Marsden Hospital in Surrey, Großbritannien, auf einer Akupunktur-Konferenz, die Anfang März 1998 von der Novartis Foundation in London organisiert wurde. "Idealerweise wird die Akupunktur Teil des Lehrplans für Medizinstudenten, wenn sie erst einmal allgemein als beste Therapie für bestimmte Zustände anerkannt wurde", fügt sie hinzu.

Die Forschung hat gezeigt, daß der Einsatz von Akupunktur bei der Behandlung von Schmerzen in 70 Prozent der Fälle eine Linderung bewirkte. Klinische Tests zeigen, daß Akupunktur erfolgreich bei der Behandlung von Osteoarthritis des Knies, Tennisarm, Kopfschmerzen, Gesichts- und Rückenschmerzen ist. Allein in den Vereinigten Staaten unterziehen sich jährlich eine Million Menschen einer Akupunktur.

Die östliche Philosophie behauptet, daß Akupunktur den Energiefluß des Körpers, Qi, ins Gleichgewicht bringt, indem man Nadeln an bestimmten Punkten entlang der zwölf Energiekanäle oder Meridiane des Körpers steckt. Nach dieser Theorie tritt eine Krankheit dann auf, wenn Veränderungen in Richtung und Intensität dieses Energiestroms auftreten. Diese Veränderungen können korrigiert werden, indem man Nadeln in die entsprechenden Stellen einsticht.

Es gibt wenige westliche Experten, die die Akupunktur pauschal ablehnen – größtenteils wegen des Erfolgs bei der Linderung von Schmerzen. Die Gründe für ihre Wirksamkeit sind unter Experten jedoch heiß umstritten.

"Trotz intensiver Forschung hat niemand irgenwelche überzeugenden wissenschaftlichen Beweise für die Existenz der Meridiane oder des 'Energiestroms' präsentiert", sagte Adrian White vom Department of Complementary Medicine an der Medical School der University of Exeter. White glaubt, daß die Wirksamkeit der Akupunktur mehr dem "ich-fühl-mich-wohl-Faktor" zu verdanken ist, sowie der Auslösung der Produktion von verschiedenen Chemikalien im Körper, z.B. Endorphinen – den natürlichen Schmerzkillern des Körpers – und Serotonin, dem Stoff, der für die Regulierung von Stimmungen verantwortlich ist.

Akupunkteure verbringen im allgemeinen mehr Zeit mit ihren Patienten als konventionelle Ärzte. Dies, so glaubt White, trägt dazu bei, daß sich solche Patienten besser aufgehoben fühlen. "Offensichtlich hat Akupunktur einen starken Placebo-Effekt. Sie bietet eine Aura östlicher Mystik, Zeit, die mit dem Patienten verbracht wird, und den Einfluß der Behandlung mit den Nadeln." Er ist auch der Meinung, daß erforscht werden muß, ob Akupunktur bei der Schmerztherapie wirksam ist, im Gegensatz zur langfristigen Behandlung von Krankheiten, bei der die Erfolge dieser Methode weniger eindrucksvoll sind. "Es gibt vielversprechende Beweise, daß Akupunktur Patienten helfen kann, sich von einem Schlaganfall zu erholen. Bis jetzt wissen wir jedoch nicht, ob dies nur auf zusätzliches Interesse und zusätzliche Aufmerksamkeit zurückzuführen ist, die der Patient erhält."

Hagen Rampes, Krankenhausarzt am South Kensington and Chelsea Medical Health Center in London, informierte die Teilnehmer der Konferenz darüber, daß Akupunktur auch negative Nebenwirkungen haben kann, die jedoch selten auftreten – in einem von 10 000 bis 100 000 Fällen. "Mehr als 300 ernsthafte negative Auswirkungen wurden weltweit über einen Zeitraum von 30 Jahren gemeldet", sagte er. Die Nebenwirkungen umfassen Bakterien- und Vireninfektionen, Schmerzen, Schläfrigkeit und eine Verschlechterung von Krankheiten aufgrund inkorrekter Diagnose. Die meisten gemeldeten Fälle (mehr als 100 weltweit) waren Pneumothorax, sowie Traumata von Gewebe und Organen.

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