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Akustik: Warum Affen sogar beim Jodeln weiter springen als Menschen

Südamerikanische Affen jodeln vielleicht nicht schöner, aber offenbar doch besser als Menschen: Ihre Rufe springen zwischen mehreren Oktaven, zeigt eine Studie.
Ein Kapuzineraffe sitzt in einem Baum voller grüner Blätter und hält eine Mango in der Hand. Der Affe schaut aufmerksam in die Ferne, während er sich zwischen den Zweigen bewegt. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Neugier und Geschicklichkeit in der natürlichen Umgebung.
Ein Haubenkapuzineraffe im brasilianischen Feuchtgebiet Pantanal. Die Tiere leben in einem ausgedehnten Verbreitungsgebiet, das von der Nordostküste Südamerikas über das Amazonasbecken bis an die Anden reicht.

Affen sind nicht nur begnadete Baumakrobaten, sondern auch zu spektakulären Sprüngen auf der Tonleiter fähig. Ein internationales Forscherteam hat herausgefunden, dass südamerikanische Affen zwischen sehr hohen und sehr tiefen Lauten wechseln können – ähnlich, aber noch ausgeprägter als menschliche Jodelsänger in den Alpen.

In einem Schutzreservat in Bolivien studierten die Forscher die Rufe von verschiedenen Arten von Neuweltaffen. Außerdem führten sie Computersimulationen sowie anatomische Untersuchungen durch, um dem Affenjodeln auf den Grund zu gehen.

Auf der Aufnahme eines Haubenkapuzineraffen (Sapajus apella) ist für das menschliche Ohr nur eine hohe Stimmlage erkennbar. Werden die Laute jedoch stark verlangsamt abgespielt, hört sich der Ruf des Äffchens etwa an wie ein Tarzanschrei.

Christian Herbst und ein jodelnder Affe

Der Forscher erklärt, dass die weiten Oktavsprünge erst hörbar werden, wenn man die Aufnahme verlangsamt, hier um den Faktor vier.

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Audio-Datei (1.8 MB)

Während Menschen nur etwa im Tonumfang einer Oktave jodeln können, sind es bei den untersuchten Neuweltaffen bis zu dreieinhalb Oktaven, wie das Team im Fachblatt »Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences« berichtet. Laut der Studie liegt das an der unterschiedlichen Anatomie: Fast alle Primaten außer dem Menschen haben im Kehlkopf kleine Membranen auf den Stimmlippen.

»Je mehr Gewebsstrukturen im Kehlkopf bei der Tonproduktion mitschwingen, umso eher wird diese Schwingung instabil«, erklärte Erstautor Christian Herbst von der Universität Wien. So tragen die Membranen der Affen an den Stimmlippen zum raschen Umschlagen zwischen hohen und tiefen Frequenzen bei.

Dass der Mensch diese Membranen im Zuge der Evolution verloren hat, hat aus Sicht der Forscher wohl mit der Entwicklung der Sprache zu tun. »Für die Sprache brauchen wir im Hals eine sehr stabile Klangquelle«, sagte der Stimmforscher Herbst der Deutschen Presse-Agentur.

Während Menschen komplexe Informationen durch die Anordnung verschiedener Sprachelemente vermitteln, können Affen komplexe Signale von sich geben, indem sie die Membranen einsetzen. Bislang haben Verhaltensforscher nicht entschlüsselt, was die Affen mit ihrem Jodeln kommunizieren. »Das wäre der nächste logische Schritt«, so Herbst. (dpa/jad)

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