Psychotherapie: Akzeptanztherapie wirkt nicht über Akzeptanz

Die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) wurde in den vergangenen Jahren intensiv erforscht, mit vielen positiven Ergebnissen. In dieser Art der Psychotherapie soll man lernen, schwierige Gedanken oder Gefühle anzunehmen, statt sie zu bekämpfen oder wegzuschieben. Nun zeigt eine Studie aus den Niederlanden: Zwar erhöht die Therapie tatsächlich die Akzeptanz – aber möglicherweise ist das gar nicht der Grund für ihre Wirksamkeit.
Das Team um Philip Spinhoven von der Universität Leiden untersuchte 314 Patientinnen und Patienten mit moderaten Angstsymptomen im Alter von 55 bis 75 Jahren. Sie erhielten entweder vier Einheiten ACT inklusive digitaler Übungen oder ebenso viele Sitzungen kognitive Verhaltenstherapie. Dabei wurde wiederholt gemessen, wie belastet die Teilnehmenden waren und welche Strategien sie zum Umgang mit ihrer Angst anwendeten.
Beide Therapien reduzierten die Symptome ähnlich gut. Wer die ACT absolviert hatte, war erwartungsgemäß eher bereit, seine Ängste zu akzeptieren, und flüchtete sich seltener in Ablenkung oder Vermeidung der Gefühle. Allerdings fand sich im zeitlichen Verlauf kein Zusammenhang zwischen der Akzeptanz und der Angstreduktion. Einzig die Strategie der kognitiven Neubewertung, also Situationen bewusst aus einem frischen Blickwinkel zu betrachten, hing mit der Angstreduktion zusammen, und zwar unabhängig von der Therapieform. Teilnehmende beider Gruppen wendeten diese Strategie im Lauf der Behandlung vermehrt an.
Die Neubewertung ist eigentlich ein zentrales Prinzip der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie könnte aber auch bei akzeptanzbasierten Ansätzen eine wichtige Rolle spielen, schlussfolgern die Forschenden: Auch im Rahmen der ACT lernten Patientinnen und Patienten offenbar, flexibler über belastende Situationen zu denken. Damit überschneiden sich die beiden Ansätze in ihrer Wirkweise womöglich stärker als bislang vermutet.
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