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Mikrobiologie: Alge narrt Feind

Sichtbar aus dem All: Kalkalgenblüte vor der englischen Küste
Das einzellige Phytoplankton Emiliania huxleyi hat wegen seiner großen Verbreitung erheblichen Einfluss auf den Kohlendioxid-Haushalt der Erde. Während der Blütephase verleihen die mikroskopischen, mit winzigen Kalkscheibchen bedeckten Algen riesigen Meeresgebieten eine grünliche Färbung, die selbst auf Satellitenbildern zu sehen ist. Bestimmte Viren attackieren die Algenpopulation jedoch und würden die Planktonorganismen vielleicht sogar völlig auslöschen, hätte E. huxleyi nicht eine geschickte Abwehrstrategie entwickelt: Sie kann sich vorübergehend in eine Variante verwandeln, die den Viren den Zutritt verwehrt. Dies hat nun eine Forschergruppe um Miguel Frada von der Université Pierre et Marie Curie in Roscoff (Frankreich) entdeckt.

Die "normale", mit Kalk gepanzerte Alge ist diploid, verfügt also – wie wir Menschen auch – über zwei Kopien ihrer Erbinformation. Unter bestimmten Bedingungen – etwa bei der Virusattacke – kann sie sich jedoch, wie die Forscher nun feststellten, in zwei haploide Zellen teilen, die nur noch einen Chromosomensatz beherbergen. Als Frada und seine Kollegen eine zunächst rein diploide Population mit verschiedenen Viren beimpften, beobachteten sie einen markanten Anstieg in der Zahl der haploiden Form.

Was aber nutzt das der Alge? Wie sich erwies, sind die haploiden Zellen immun gegen die sonst tödlichen Viren. Sie haben keinen Kalkpanzer mehr und nur noch die Außenmembran als Hülle. An die aber können die Viren nicht andocken. E. huxleyi verwendet somit eine bislang unbekannte Überlebensstrategie, die sich deutlich vom sonst üblichen Wettrüsten unterscheidet.

Jan Hattenbach

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