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Algenblüten: Algenteppiche erobern den Atlantik

Im Atlantischen Ozean treiben gigantische Matten aus Braunalgen. Sie sind tausende Kilometer lang und überdauern Monate.
Angeschwemmte Braunalgen
Große Mengen von Sargassum-Braunalgen sind bei Martinique (Karibik) angespült worden. Auf dem Strand verrotten die Algen rasch, was übel riechende, giftige Gase freisetzt, das Ökosystem stört und den Tourismus stark beeinträchtigt.

Riesige Braunalgenteppiche gehören zur neuen Normalität des Atlantischen Ozeans. Die schwimmenden Tangmatten sind seit 2011 stark angewachsen und erstrecken sich mittlerweile über tausende Kilometer. Nicht nur treten die Algen massenhaft auf, sie sind offenbar auch recht langlebig, wie ein Forschungsteam um Thierry Tonon von der University of York jetzt herausgefunden hat. Die Fachleute berichten darüber im Journal »PNAS«.

Sargassum-Braunalgenteppiche kommen im Atlantischen Ozean natürlich vor. Sie bieten Nahrung und Lebensraum für viele Meerestiere. In den zurückliegenden Jahren haben sie sich jedoch enorm ausgeweitet und bilden inzwischen einen rund 9000 Kilometer langen »Sargassum-Gürtel«, der von Westafrika bis Südamerika reicht, vom Weltraum aus zu sehen ist und schätzungsweise 35 Millionen Tonnen wiegt.

Auf hoher See schwimmt der Tang dank eingeschlossener Luftblasen. Wird er aber an Küsten und Strände geschwemmt, erstickt er Riffe und Mangroven, blockiert Nistplätze von Tieren, erschwert die Fischerei und beeinträchtigt den Tourismus. Die angespülten verrottenden Algen setzen giftige Gase wie Schwefelwasserstoff frei, was ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Sehr wahrscheinlich verursachen menschliche Einflüsse die explosive Algenvermehrung. Verschmutzte Flüsse spülen Dünger aus der Landwirtschaft in die Meere, was das Algenwachstum antreibt. In küstennahen Abholzungsgebieten erodiert der Boden verstärkt, wodurch mehr nährstoffreiches Sediment in den Ozean gelangt. Die fortschreitende Erwärmung der Meere infolge des menschengemachten Klimawandels begünstigt Algenblüten noch weiter.

Vom Ärgernis zum Rohstoff?

Tonon und sein Team haben über das Jahr 2021 hinweg Sargassum-Proben auf Jamaica gesammelt und untersucht, wie sich die Zusammensetzung der Biomasse saisonal verändert. Dahinter steht die Frage, ob sich der Tang wirtschaftlich nutzen lässt, etwa um nachhaltige Produkte daraus herzustellen. Erschwert wird ein solcher Gebrauch allerdings dadurch, dass die Algen relativ viel giftiges Arsen enthalten.

Wie die Analysen zeigen, bleibt die biochemische Zusammensetzung des Seetangs das gesamte Jahr über weitgehend gleich. Tonon & Co. testeten verschiedene Methoden, um die Algen zu verarbeiten, und fanden heraus, dass die Art der Verarbeitung den Proteingehalt des Erzeugnisses kaum beeinflusst. Sie modifiziert aber den Gehalt anderer Bestandteile, etwa der Alginsäure oder des Zuckeralkohols Mannitol. Das könnte für einige Anwendungen, etwa in Biomaterialien, interessant sein.

Im April 2021 brach der Vulkan Soufrière auf der Karibikinsel St. Vincent aus, was sich laut der Studie auf die Zusammensetzung der Sargassum-Biomasse auswirkte. Die Algen reicherten anschließend Phosphor, Aluminium, Eisen, Mangan, Zink und Nickel an, wahrscheinlich aus der Vulkanasche. Anhand von Driftmustern berechnete die Forschungsgruppe, dass der Tang an der Meeresoberfläche etwa 50 Tage lang der Asche ausgesetzt gewesen war. Auch Stoffe aus dem Saharastaub, der über den Atlantik weht, lassen sich in der Algenbiomasse nachweisen.

Offenbar hat der Tang, wenn er schließlich angespült wird, eine monatelange Reise quer durch den Atlantik hinter sich, verfrachtet von den dortigen Strömungen. Er scheint somit ziemlich langlebig zu sein. Die Forscherinnen und Forscher hoffen, künftig besser zu verstehen, wie sich die Sargassum-Matten auf ihrer langen Drift verändern und welche Faktoren dabei insbesondere auf den Arsengehalt einwirken. So findet sich möglicherweise ein Weg, die Algenbiomasse sicher zu nutzen.

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