Nahrungsmittelallergie: Erdnussallergien bei Kindern gehen zurück

Allergische Reaktionen auf Erdnüsse gehören weltweit zu den häufigsten Nahrungsmittelallergien. Während in vielen Ländern lange die Empfehlung galt, dass Eltern Erdnüsse lieber vom Speiseplan ihrer Kinder streichen sollten, wenn diese generell ein erhöhtes Allergierisiko aufweisen, erfolgte vor einigen Jahren dann der Paradigmenwechsel: Mehrere große Studien, darunter die LEAP-Studie aus dem Jahr 2015, legten nahe, dass sich eine Allergie am besten vermeiden lässt, wenn Kinder früh erdnusshaltige Lebensmittel essen.
Eine Untersuchung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Children's Hospital of Philadelphia stützt diese These nun zusätzlich: Die Gruppe fand heraus, dass Kinder in den USA seltener Erdnussallergien entwickeln, seitdem die Empfehlungen zur Prävention entsprechend überarbeitet wurden.
Die Forschenden analysierten die Allergiediagnosen von Kindern in einer großen US-weiten Gesundheitsdatenbank. Die Probanden waren zwischen null und drei Jahre alt und wurden jeweils ein bis zwei Jahre lang von den Wissenschaftlern begleitet. 0,79 Prozent der Kinder, die vor der überarbeiteten Präventionsstrategie zwischen 2012 und 2014 in die Stichprobe aufgenommen worden waren, entwickelten während des Untersuchungszeitraums eine Erdnussallergie. Damals galt die Devise, Kinder unter drei Jahren von potenziellen Nahrungsmittelallergenen am besten fernzuhalten.
Von den Jungen und Mädchen, die nach der überarbeiteten Empfehlung zwischen 2017 und 2019 in die Stichprobe aufgenommen wurden, entwickelten hingegen nur 0,45 Prozent eine allergische Reaktion auf das Lebensmittel. Die neue Empfehlung lautet, Kinder ab dem sechsten Lebensmonat mit erdnusshaltiger Nahrung in Kontakt zu bringen. Auch andere Nahrungsmittelallergien, die über das Immunglobulin E (IgE) vermittelt werden, wie eine Allergie gegen Hühnereiweiß, gingen in dieser Zeit bei den Kindern zurück: von 1,46 auf 0,93 Prozent.
Da die Wissenschaftler mit ihrem Versuchsdesign lediglich einen Zusammenhang, aber keine Kausalbeziehung aufdecken konnten, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob der beobachtete Rückgang bei den Allergien tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass Kinder nun häufiger bereits in den ersten Lebensmonaten Erdnüsse und Co. essen. Es wurde nicht explizit erhoben, ob sich die Eltern an die neue Empfehlung gehalten haben. Berücksichtigt man die Ergebnisse früherer Studien zu dem Thema, ist es als direkte Folge aber zumindest nicht unwahrscheinlich.
Unklar bleibt zudem, inwiefern die Kinder nicht später noch eine Allergie gegen Erdnüsse entwickeln können. Da sich diese allerdings oft schon in den ersten beiden Lebensjahren bemerkbar macht, ist es nicht sonderlich wahrscheinlich, dass die Kinder später im Leben noch zu Erdnussallergikern werden.
Der deutsche Allergieinformationsdienst empfiehlt ebenfalls, allergieauslösende Nahrungsmittel während der ersten Beikostmonate nicht aktiv vom Speiseplan zu streichen, solange Kinder keine Beschwerden zeigen. Kindern mit einem erhöhten Risiko für eine Erdnussallergie – etwa solchen mit einer Neurodermitis – sollten Eltern Erdnussprodukte regelmäßig in altersgerechter Form anbieten, zum Beispiel als Erdnussbutter, nie als ganze Nuss. Bei schwereren Neurodermitisfällen sollte eine bereits vorhandene Erdnussallergie jedoch zuerst ausgeschlossen werden.
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