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Denken und Handeln: Gewohnheiten dominieren den Alltag

Eine neue Gewohnheit zu entwickeln, ist anstrengend. Aber dann wird es umso einfacher, denn die meiste Zeit tun wir schlicht das, was wir schon oft getan haben.
Eine Person sitzt in einem gemütlichen Café und genießt einen Schluck aus einer weißen Tasse. Sie trägt ein hellblaues Hemd und eine weiße Uhr. Im Hintergrund sind Holzbalken und große Fenster zu sehen, die natürliches Licht hereinlassen. Die Atmosphäre wirkt entspannt und einladend.
Eine Tasse Kaffee am Morgen: Darüber muss man nicht lange nachdenken.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – jedenfalls die meiste Zeit des Tages. Erwachsene fangen nicht nur aus Gewohnheit an, etwas zu tun: Noch häufiger führen sie eine Tätigkeit automatisch aus. Und in der Regel ist das sogar gut so, wie eine Studie in der Fachzeitschrift »Psychology & Health« zeigt.

Das Forschungsteam hatte 105 britische und australische Versuchspersonen zwischen 18 und 73 Jahren über eine Woche hinweg täglich sechs Mal per Handy um Auskunft gebeten. Am häufigsten waren die Befragten gerade am Arbeiten oder am Lernen, verrichteten Hausarbeit oder betreuten ihre Kinder, verbrachten Zeit vor einem Bildschirm, aßen und tranken oder trieben Sport. In 66 Prozent der Fälle gaben sie an, dass sie mit der betreffenden Aktivität begonnen hatten, ohne sich bewusst dafür zu entscheiden. Und zu 88 Prozent führten sie diese Tätigkeit auch aus, ohne darüber nachzudenken.

Ältere Studien hätten den Anteil von Gewohnheiten auf weniger als 50 Prozent geschätzt, jedoch nicht zwischen dem Beginn und der Ausführung der Tätigkeit unterschieden, erläutert die Gruppe um Amanda Rebar von der University of South Carolina. In ihrer Studie behaupteten nur zwei Prozent der Befragten, stets bewusst zu handeln. Gewohnheiten machen das Leben leichter, sagen die Forscher. »Wenn wir über jede banale Entscheidung nachdenken müssten, bleiben uns weniger Kapazitäten für die wichtigen Dinge.«

Bei Müdigkeit steige der Anteil an automatischen Verhaltensweisen noch, wie ein Team um Rebar bereits 2024 im »Journal of Sleep Research« berichtete. Wenn die nötigen Kapazitäten für die Verhaltenssteuerung erschöpft sind, schalte sich der Autopilot an und man greife auf Gewohnheiten zurück, sagt sie in einer Pressemitteilung. »Laut vielen psychologischen Modelle erwägen Menschen sorgfältig die Pros und Kontras ihrer Optionen, bevor sie sich zu einer Handlung entscheiden. Aber schon ältere Befunde haben gezeigt, dass sich künftiges Verhalten am zuverlässigsten aus früherem Verhalten vorhersagen lässt.«

Eine solche Gewohnheit ist nicht per se gut oder schlecht: Sie kann im Einklang mit den eigenen Zielen und Absichten stehen oder im Widerspruch. Letzteres scheint jedoch seltener der Fall zu sein. Die Versuchspersonen wurden gefragt, ob sie das, was sie gerade taten, tatsächlich tun wollten – und sie bejahten in 76 Prozent der Fälle.

Koautorin Grace Vincent von der Central Queensland University erklärt: »Wenn wir eine positive Gewohnheit einmal eingeübt haben, hilft der innere Autopilot, diese Gewohnheiten beizubehalten.« Um eine neue Gewohnheit aufzubauen, braucht es im Mittel rund zwei Monate. Dabei kommt es auch auf die Tätigkeit an. Beim Sport dauert es ungefähr ein halbes Jahr: Das Training lässt sich in der Regel nicht so einfach in den Alltag integrieren wie etwa regelmäßig ein Glas Wasser zu trinken.

  • Quellen
Rebar, A. L. et al., Psychology and Health 10.1080/08870446.2025.2561149, 2025

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