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Hirnforschung: Alphawellen fördern kreatives Denken

Bestimmte Hirnwellen im rechten Schläfenlappen unterdrücken gewöhnliche Assoziationen.
Kreativität

Um auf kreative Ideen zu kommen, müssen wir unsere gewohnten Denkpfade verlassen. Wie genau das Gehirn den Weg zu neuen Ideen frei macht, schildern Wissenschaftler in »PNAS«. Laut ihren vorab beim 18. World Congress of Psychophysiology veröffentlichten Befunden ließ das Team um Caroline di Bernardi Luft von der Queen Mary University of London 30 Versuchspersonen nach Verbindungen zwischen Wörtern suchen. Dabei stimulierten die Forscher bei den Probanden mittels Wechselstrom die Hirnaktivität in beiden Schläfenlappen, darunter Regionen, deren Beteiligung an kreativen Prozessen bereits bekannt war.

Die Tests an drei verschiedenen Tagen zeigten: Die Probanden lösten mehr kreative Aufgaben, wenn bei ihnen der rechte Schläfenlappen stimuliert wurde, anders als bei einer Stimulation des linken oder bei einer Scheinstimulation. Offenbar halfen die elektrischen Schwankungen in einem bestimmten Frequenzband, so genannte Alphawellen, entscheidend dabei, naheliegende Wortassoziationen zu unterdrücken. Hirnwellen dieser Frequenz (zwischen 8 und 13 Hertz) treten in der Regel bei geschlossenen Augen oder im entspannten Zustand auf. Die elektrische Hirnaktivität wird normalerweise nicht künstlich stimuliert, sondern per Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen, um daraus auf die Aktivität großer Zellverbände und die damit verbundene Informationsverarbeitung, auf Schlafstadien oder auf pathologische Veränderungen der Hirnaktivität zu schließen.

Dass die Alpha-Aktivität auf kreative Prozesse im Gehirn hindeutet, ist zwar nichts Neues. Doch die Forscher hoffen, mittels transkranieller Hirnstimulation im rechten Temporalkortex gezielt kreativen Ideen den Weg bahnen zu können. »Wenn wir nach einer alternativen Verwendung für ein Glas suchen, müssen wir zunächst unsere gewöhnliche Perspektive auf ein Glas als Behälter unterdrücken. Die Oszillationen im rechten Temporallappen sind ein Schlüsselmechanismus, um diese offensichtlichen Assoziationen zu überschreiben.« Mit der verwendeten Methode, der transkraniellen Wechselstromstimulation, ist es anderen Teams ebenfalls gelungen, psychische Vorgänge anzustoßen, etwa luzide Träume. Auch Gleichstrom- oder Magnetstimulation haben sich dabei bewährt.

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