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Unerwarteter Fund: Als Palmen in Tibet wuchsen

Ein etwa 25 Millionen Jahre alter Palmwedel legt nahe, dass das Hochland von Tibet jünger ist als oft vermutet - und lange Zeit ganz anders aussah.
Kalt und hoch, mit weiten Horizonten - das ist Tibet heute. Doch einst wuchsen hier Palmen.

Eine überraschende Entdeckung in fast fünf Kilometern Höhe über dem Meeresspiegel wirft bisherige Annahmen über das »Dach der Welt« über den Haufen. Im Boden eines ausgetrockneten Sees fand eine Arbeitsgruppe um Tao Su vom Xishuangbanna Tropical Botanical Garden in Mengla Palmwedel, jünger als sie eigentlich sein dürften. Die Fossilien sind laut der Veröffentlichung in »Science Advances« etwa 25,5 Millionen Jahre alt und entstanden in der subtropischen Seenlandschaft eines tiefen Tals – zu einer Zeit, als das heutige Tibetplateau nach verbreiteter Sicht bereits eben war und recht hoch lag. Doch das passt nicht zu den Palmen – Vergleiche der neu identifizierten Art Sabalites tibetensis mit heute existierenden Palmen deuten darauf hin, dass der kälteste Monat eine Durchschnittstemperatur von nicht unter 5 Grad haben konnte, bei einem Jahresmittelwert von über 14 Grad. Das entspricht zum Beispiel den Temperaturen im heutigen Rom.

Auf der Basis dieser Temperaturuntergrenzen und Klimamodellen jener Zeit kommt das Team zu dem Schluss, dass die Landschaft vor 25,5 Millionen Jahren nicht höher als etwa 2300 Meter über dem Meeresspiegel gelegen haben kann – und von hohen Bergen eingerahmt war. Das sind, wie die Fachleute betonen, die Ergebnisse auf Basis konservative Annahmen; womöglich war das Gebiet sogar noch wärmer und lag tiefer. Das würde bedeuten, dass die heutige Landschaft Tibets jünger ist, als ein großer Teil der Modelle annimmt, und wohl nicht bereits im Zuge der Entstehung des heutigen Himalajas in die Höhe wuchs. Im Gegenteil, Das Team um Su vermutet, dass der Fundort nicht in einem Flusstal lag, sondern in einem Senkungsbecken entlang einer Verwerfung, eingerahmt von vier Kilometer hohen Bergen. Erst später in seiner Geschichte hob sich das »Dach der Welt« in seine heutige Höhe, der Fundort der Palmenreste wurde um mindestens etwa zweieinhalb Kilometer angehoben – und liegt heute vermutlich höher als die Gipfel der damals umgebenden Bergketten.

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