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News: Als wäre nichts gewesen?

Vor acht Jahren wurde in Teilen des Indonesischen Regenwaldes das verwertbare Nutzholz abgeholzt. Jetzt folgten Untersuchungen über den gegenwärtigen Zustand dieses Gebietes. Die Ergebnisse waren überraschend: Schon innerhalb eines Jahrzehnt zeigen sich kaum Unterschiede in der Artenvielfalt der Bäume zwischen den Nutzarealen und in der Nähe befindlichen unberührten Gebieten.
Unter der Leitung von Charles Cannon, Botaniker an der Duke University, untersuchten David Peart, Biologe am Dartmouth College, und Mark Leighton, Direktor des Laboratory of Tropical Forest Ecology am Peabody Museum der Harvard University, Waldstücke im Indonesischen Regenwald, in denen vor unterschiedlichen Zeiträumen wirtschaftlich nutzbares Holz selektiv gefällt worden war. "Die Ergebnisse sind bisher nur vorläufig", sagt Cannon."Aber ich denke der wichtigste Punkt ist es festzustellen, daß die Wälder durch die Abholzung nicht unbedingt zerstört werden." Seiner Meinung nach sind sie über die Zeit widerstandsfähiger als meist angenommen wird. "Jeder redet über die Abholzung in solchen Gebieten, aber es gibt erstaunlich wenige Untersuchungen darüber, was eigentlich danach geschieht – besonders in Asien."

Um diese Lücke zu füllen, wählten Cannon und seine Mitarbeiter Gebiete aus, die entweder vor einem oder vor acht Jahren "selektiv abgeholzt" wurden, womit das Abernten wirtschaftlich verwendbarer Hölzer ab einer bestimmten Größe gemeint ist. Diese Areale waren mit Waldstücken vermischt, die nicht berührt wurden – entweder weil sie für die schweren Maschinen nicht zugänglich waren oder andere Gründe eine wirtschaftliche Nutzung nicht möglich machten. Diese Nähe veränderter und unveränderter Gebiete ermöglichten den Wissenschaftlern eine Abschätzung der allgemeinen Auswirkungen des Abholzens.

Die indonesischen Regierungsvorschriften für das Abholzen – die allerdings nach Cannon nicht immer durchgesetzt werden – schreiben vor, daß keine Bäume gefällt werden dürfen, die in Brusthöhe unter 50 Zentimetern Stammdurchmesser besitzen. Darum untersuchte die Gruppe um Cannon Bäume von 20 bis 30 Zentimetern Durchmesser. Ihr Gedanke war, daß diese jungen Bäume in der Lage wären, die Lücken zu schließen, die durch das Fällen der großen Bäume gerissen wurden, und die Schäden auszugleichen, die durch den Einsatz der Maschinen entstanden.

Die Vergleiche zeigten, daß ein Jahr nach der Rodung 43 Prozent weniger verschiedene Baumarten in dieser Größe vorhanden waren als in unberührten Gebieten. Ein ganz anderes Bild bot sich aber, wenn der Wald acht Jahre Zeit gehabt hatte: Die Wissenschaftler kennen zwar nicht den Grund dafür, aber die Artenvielfalt der jungen Bäume ist dann in den verschiedenen Arealen gleich. Cannon betont, daß die gerodeten Waldstücke keinesfalls wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren. Die Zusammensetzung ändert sich, und manche Baumarten werden bevorzugt.

Für die Wissenschaftler sind diese Ergebnisse ihrer Tropenwaldforschung vor allem in einer Hinsicht interessant. Nach Ihrer Meinung könnte hier eine Möglichkeit dargestellt sein, Arterhaltung nicht nur in speziellen Schutzgebieten zu unterstützen, sondern auch Kulturland in die Planungen mit einzubeziehen.

Siehe auch

  • Spektrum der Wissenschaft 9/98, Seite 92
    "Management von Ökosystemen"

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