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News: Alt, älter, am ältesten

In Madagaskar gefundene Kieferknochen stammen womöglich von den frühesten Dinosauriern der Welt. Zusammen mit den Überresten von acht weiteren, zum größten Teil unbekannten Tieren liefern sie einen Eindruck von der Lebewelt aus der mittleren bis späten Trias - einer Zeit rasanter Entwicklungen, aus der aber nur sehr wenige Fossilien überliefert sind. Damals erschienen die ersten Dinosaurier und Säugetiere auf der Bühne der Evolution, und der Superkontinent Pangäa begann zu zerbrechen
Eine ganze Reihe von Fossilien entdeckten John Flynn vom Field Museum in Chicago und sein Forschungsteam in der Ausgrabungsstätte im südwestlichen Madagaskar. Der Konservierungszustand der Knochen sei überragend gut, berichten die Wissenschaftler. "Sie zeigen eine Detailfülle, die alles bisher Bekannte aus dieser Zeit übertrifft." Drei der Fossilien sind der Abstammungslinie zuzurechnen, zu denen auch die heute lebenden Reptilien gehören, und fünf stammen aus der Gruppe, zu denen die heutigen Säugetiere zählen (Science vom 22. Oktober 1999). Die Wissenschaftler hoffen, daß sie damit weitere Hinweise auf die Evolution der Säugetiere gewinnen können, denn bisher ist der Weg von den großen, wechselwarmen, säugetierähnlichen Reptilien hin zu den kleinen, gleichwarmen, ersten "echten" Säugetieren noch weitgehend im dunkeln.

Der sicherlich spektakulärste Fund aber sind die Kieferknochen von zwei Dinosauriern, die auf ein Alter von etwa 230 Millionen Jahre geschätzt werden. Eine genaue Datierung mit Radioisotopen ist nicht möglich, da in dem Gestein an der Fundstätte keine geeigneten Mineralien enthalten sind. Anatomische Merkmale von zwei der gefundenen Fossilien lassen jedoch darauf schließen, daß die beiden die ursprünglicheren Verwandten bereits bekannter Tiere mit einem Alter von 228 Millionen Jahre sind. Außerdem fehlen in den Schichten Überreste von Aetosauriern, kleinen, gepanzerten Pflanzenfressern, die in der Zeit relativ häufig waren. Flynn und seine Kollegen nehmen daher an, daß ihre Funde älter sind. Damit wären die Dinosaurierkiefer die bisher ältesten Nachweise für diese Tiergruppe überhaupt. Bisher nehmen diesen Status noch Herrerasaurus und Eoraptor ein.

Die 'Neuen' gehören zu den Prosauropoden, einer Gruppe von Pflanzenfressern mit kleinen Köpfen und langen Hälsen, die entweder auf zwei oder vier Beinen laufen konnten. Diese ursprünglichen Dinosaurier besaßen entweder einen gemeinsamen Vorfahren mit den kleinen Sauropoden wie Apatosaurus, die sich später entwickelten, oder sie selbst waren deren Vorfahren. Mit der formalen Benennung ihrer Funde wollen die Wissenschaftler noch warten, bis noch mehr der Überreste ausgegraben und gereinigt sind.

Die mittlere bis späte Trias dauerte etwa von 230 bis 225 Millionen Jahre vor heute. Für Paläontologen ist diese Epoche sehr spannend, da zu ihrem Beginn die Erde von einer Vielzahl an Amphibien, Reptilien und anderen Wirbeltieren bewohnt wurde. Gegen Ende betraten dann die ersten Dinosaurier und Säugetiere die Bildfläche. Aus der Zwischenzeit ist jedoch nur wenig bekannt, da Fossilien aus der Periode nur sehr rar sind. Nach Ansicht vieler Wissenschaftler starben einige Abstammungslinien aus, als die Dinosaurier sich entwickelten. Das Forschungsteam konnte nun aber nachweisen, daß die Gruppen gleichzeitig auftraten, woraus zwei Folgerungen zu ziehen sind: Entweder sind die Dinosaurierknochen sehr alt, oder die Überreste der anderen Tiere sehr jung. Zur selben Zeit begann außerdem der Superkontinent Pangäa in die Nord- und Südkontinente zu zerbrechen, auf denen sich so verschiedene Abstammungslinien entwickelten. Die Wissenschaftler hoffen, daß sie aus ihren Funden auch zu den Folgen davon einige neue Erkenntnisse gewinnen können.

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