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Alzheimer: Hängen Virusinfektionen und neurodegenerative Erkrankungen zusammen?

Eine Analyse hunderttausender Gesundheitsdaten legt eine Korrelation zwischen bestimmten Virusinfektionen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson nahe.
Eine ältere Frau schaut traurig aus ihrem Fenster. Die Farben sind blass.
Mit rund zwei Dritteln aller Betroffenen ist Alzheimer die häufigste Form der Demenz (Symbolfoto).

Viren werden schon seit Längerem mit neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Ein Beispiel hierfür ist das Herpesvirus und seine potenzielle Rolle bei der Alzheimerdemenz. Eine 2022 veröffentlichte Studie lieferte außerdem den bisher stärksten Beweis dafür, dass das Epstein-Barr-Virus möglicherweise multiple Sklerose verursacht. Viele dieser Studien untersuchten jedoch nur ein einzelnes Virus und eine bestimmte Hirnerkrankung.

Kristin Levine und ihre Kollegen von den National Institutes of Health in Bethesda haben rund 450 000 elektronische US-Gesundheitsdaten analysiert und einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Viren und einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson gefunden. Die Experten weisen aber darauf hin, dass die Daten nur eine Korrelation aufzeigen und es noch unklar ist, ob oder wie die Infektionen die Krankheit ausbrechen lassen. Eine der stärksten Assoziationen bestand zwischen Enzephalitis, einer durch mehrere Virustypen ausgelösten Hirnentzündung, und Alzheimer. Eine solche Infektion erhöhte die Wahrscheinlichkeit, im späteren Leben an der Demenzform zu leiden, um das 31-Fache. Die meisten anderen Zusammenhänge waren schwächer: Bei Menschen, die eine Grippe (Influenzavirus) mit anschließender Lungenentzündung gehabt hatten, war die Wahrscheinlichkeit, im Lauf ihres Lebens an Alzheimer zu erkranken, viermal höher als bei jenen, die laut Krankenakten keinen solchen Infekt gehabt hatten.

Kjetil Bjornevik, Epidemiologe an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, weist darauf hin, dass Levines Ansatz, Krankenakten zu verwenden, problematisch sein könnte. Dadurch seien nur Infektionen berücksichtigt worden, die schwer genug waren, um einen Arztbesuch zu rechtfertigen. Ein Einbezug milderer Fälle könnte die Zusammenhänge schwächen. Außerdem sei unklar, ob eine Virusinfektion zu einer neurodegenerativen Erkrankung geführt hat oder ob diese anfälliger für Infektionen macht. Eine andere Theorie ist, dass Viren molekulare Veränderungen im Körper beschleunigen, die bereits im Gang waren, sagt Cornelia van Duijn von der University of Oxford.

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