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News: Amanda II liefert erste Karte hochenergetischer Neutrinos

Das Neutrino-Teleskop Amanda II (Antarctic Muon and Neutrino Detector Array) hat eine erste Karte hochenergetischer Neutrinoaktivität der nördlichen Hemisphäre geliefert. Damit sei laut Francis Halzen von der University of Wisconsin-Madison gezeigt, dass das Observatorium tief im Eisschild der Antarktis ordnungsgemäß funktioniere. Für eine genauere Analyse der Neutrinoquellen soll diese vorläufige Karte, die zunächst nur auf den Messdaten von einem Jahr basiert, durch Daten von zwei weiteren Jahren verfeinert werden. Die Forscher hoffen dann damit, bestimmte Quellen hochenergetischer Neutrinos im All lokalisieren zu können. Kollisionen von Schwarzen Löchern oder Gammastrahlen-Ausbrüche sind beispielsweise Ereignisse, die den energiereichen Teilchenschauer auslösen könnten.

Neutrinos sind sehr schwer nachzuweisen, da sie keine Ladung tragen und eine verschwindend geringe Masse besitzen. So können die Teilchen ungehindert Planeten, Sterne und ganze Galaxien durchdringen. Die Schwierigkeit des Nachweises ist gleichzeitig aber auch ein enormer Vorteil, denn aufgrund der geringen Wechselwirkung mit Materie können Neutrinos sehr weite Strecken im All zurücklegen und so Informationen über weit entfernte Objekte liefern.

Dazu müssen die ankommenden Neutrinos jedoch mit einem geeigneten Detektor aufgespürt werden. Das Neutrino-Teleskop Amanda II besteht aus einer rund 500 Meter hohen zylinderförmigen Anordnung 677 basketballgroßer Glaskugeln, die in rund 1,5 Kilometer Tiefe im ewigen Eis der Antarktis stecken. In den Glaskugeln befinden sich empfindliche Lichtdetektoren, mit denen sich das verräterische blaue Leuchten der Tscherenkow-Strahlung nachweisen lässt, die den Weg eines Neutrinos flankiert. Diese Strahlung tritt immer dann auf, wenn ein Neutrino genau auf ein Proton oder Neutron trifft und dabei ein Myon entsteht. Die schnelle Bewegung des Myons bewirkt dabei das bläuliche Leuchten. Da die Detektorkugeln dreidimensional arrangiert sind, lässt sich anhand der Strahlung die Richtung feststellen, aus der die Neutrinos kommen. Amanda II soll vor allem Neutrinoquelle der nördlichen Hemisphäre untersuchen. Die Teilchen haben also bereits einmal die Erde durchdrungen.

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  • Quellen
International Astronomical Union, 25th General Assembly, Sydney (13.-26.7.2003)

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