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Orientierung: Ameisen navigieren nur im Ausnahmefall nach der Sonne

Wüstenameisen orientieren sich am Sonnenstand und am polarisiertem Himmelslicht mit Hilfe von unabhängigen Navigationssystemen ihres Gehirns, berichten Forscher der Universität Zürich. Bekannt war bereits seit mehr als einem Jahrhundert, das die Sonne heimkehrenden Futtersuchern von Cataglyphis fortis zur Orientierung dient. Wie Bienen können aber auch Ameisen zusätzlich das Muster polarisierten Lichts am teilbewölkten Himmel als Wegweiser zum Nest nutzen. Unklar war allerdings, ob beide Systeme gleichwertig nebeneinander existieren und die Insekten zwischen ihnen wählen können, oder ob beide Möglichkeiten auf einem gemeinsamen neuronalen, Lichtwellen verarbeitenden Apparat beruhen.

Wie Rüdiger Wehner and Martin Müller nun berichten, ist polarisiertes Licht auch bei wolkenlosem Himmel stets die erste Wahl der Ameisen bei Richtungsentscheidungen. Die Forscher ermittelten dies in Experimenten, in denen sie die Tiere mit polarisierten Lichtwellen trainierten und diese oder das direkte Sonnenlicht anschließend über einen Heimweg suchenden Ameisen durch Folien ausblendeten. Auch bei guter Sicht auf die Sonne orientierten sich die Ameisen stets bevorzugt mit ihrer Lichtwellen-Sensorik – auch, wenn diese sie von der nach Sonnenstand eigentlich richtigen Richtung ablenkte.

Cataglyphis fortis, die in der Wüste oft weite Wanderungen unternimmt, nutze demnach zwei hierarchisch und unabhängig voneinander arbeitende Systeme zur Orientierung, schließen die Forscher.

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