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Defensivstrategien: Ameisen verteidigen Pflanzen gegen Elefanten

Wehrhafte Ameisen
Die beiderseits gedeihliche Koexistenz von Ameisen und Akazien ist Biologen seit Langem bekannt: In Afrika und und Amerika bilden einige Acacia-Arten sogar geräumige Verdickungen an der Basis ihrer Dornen aus, in denen sich die Insekten niederlassen. Zudem versorgen die Pflanzen sie mit Nektar, den sie eigens aus für die Ameisen gut erreichbaren Spezialorganen, den Beltschen Körperchen, offerieren. Die rundum versorgten wehrhaften Sechsbeiner schützen im Gegenzug die Ameisen-Akazien vor Fressfeinden. Wie gut das funktionieren kann, hat nun Forscher aber doch überrascht: Sogar hungrige Elefanten machen um Ameisen-Akazien lieber einen Bogen, ermittelten zwei amerikanische Wissenschaftler.

Jacob Goheen von der University of Wyoming in Laramie und Todd Palmer vom kenianischen Mpala-Forschungszentrum hatten dies zunächst nur vermuten können: Inmitten der von Elefanten kahl gefressenen Vegetationsschneisen in ihrem Untersuchungsgebiet fanden sie unerklärlich häufig gänzlich unbeschädigte Acacia-drepanolobium-Exemplare.

Die Art ist als afrikanischer Vertreter der Ameisen-Akazien bekannt. Womöglich aber sind nicht die auf der Akazie heimischen Insekten für die Abneigung der Elefanten verantwortlich, sondern ein für Elefanten nicht sonderlich angenehmer Geschmack, spekulierten die Forscher und machten die Probe aufs Exempel. In einem Wahlversuch boten sie hungrigen Elefanten eine nachgewiesen wohlschmeckende Art und die Ameisen-Akazie an – die sie aber zuvor gänzlich entameist hatten. Nun auf einmal delektierten sich die grauen Riesen auch an den zuvor immer verschmähten Acacia-drepanolobium-Exemplaren.

Es sei demnach die Ameisenbesiedlung, die das Interesse der Elefanten an den Akazien schmälert, fassen die Forscher zusammen. Damit leisteten die Insekten einen unschätzbaren Dienst zur Erhaltung der Landschaft: Hungrige Elefanten könnten durchaus in kurzer Zeit dicht bewachsene Savannenlandschaften in offenes Grasland verwandeln.

Die Achillesferse der Dickhäuter sei übrigens ihr empfindsamer Rüssel: "Wahrscheinlich mögen die Elefanten es einfach nicht, wenn Ameisen im Rüssel herumlaufen. Ich kann es ihnen nicht verdenken", meint Palmer. Gegen Giraffen, so die Forscher abschließend, helfen der Akazie allerdings auch Ameisen nichts: Sie werden von der langen und zähen Giraffenzunge zunächst weggebürstet, bevor die Akazie verputzt wird. (jo)

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  • Quellen
Goheen, J.R., Palmer, T.M.: Defensive Plant-Ants Stabilize Megaherbivore-Driven Landscape Change in an African Savanna. In: Current Biology 20, S. 1–5, 2010.

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