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Anakondas: Giganten seit Millionen Jahren

Die südamerikanischen Anakondas zählen zu den größten Schlangen der Erde. Seit Millionen Jahren haben sie sich nicht verändert. Doch Rekordhalter waren und sind sie nicht.
Eine große Schlange mit grünlich-gelber Haut und dunklen Flecken schlängelt sich durch dichtes Gras. Ihr Kopf ist im Vordergrund zu sehen, mit einer gespaltenen Zunge, die aus ihrem Maul ragt. Die Umgebung ist grün und dicht bewachsen, was auf einen natürlichen Lebensraum hinweist.
Schau mir in die Augen…: Anakondas (hier die Gelbe Anakonda) sind faszinierende Riesenschlangen aus Südamerika.

Die Grüne Anakonda (Eunectes murinus) aus Südamerika ist eine sagenumwobene Schlangenart, der Längen von mehr als zehn Metern zugeschrieben werden. Wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht; entsprechende Häute wurden wahrscheinlich während der Verarbeitung gedehnt. Mit maximalen Längen von bis zu sechs Metern sind vor allem die Weibchen der Art dennoch beeindruckende Reptilien– und das schon seit mehr als zwölf Millionen Jahren, wie eine Studie an Fossilien der Art durch Andrés Alfonso-Rojas von der University of Cambridge und sein Team belegt.

Die Arbeitsgruppe hatte dazu mehr als 180fossile Wirbel von mindestens 32Exemplaren vermessen, die in der Fundstätte von Falcón in Venezuela gefunden wurden. Sie stammen aus dem Miozän von vor 12,4Millionen Jahren und gleichen morphologisch den Knochen heute lebender Anakondas. Die Werte verglichen die Wissenschaftler mit weiteren Daten fossiler Anakondas, die aus anderen Regionen Südamerikas stammten. Daraus berechneten sie, welche Größen die damaligen Schlangen erreicht haben müssten: Mit Längen zwischen vier und fünf Metern entsprachen sie den durchschnittlichen Dimensionen heutiger männlicher und weiblicher Anakondas.

Alfonso-Rojas und Co. überprüften ihre Berechnungen mit einer zweiten Methode, mit der sie den phylogenetischen Stammbaum der Schlangen rekonstruierten, um darüber die Körperlängen der Anakondas sowie verwandter Arten heute lebender Schlangen wie Baum- und Regenbogenboas abzuleiten. Diese bestätigte, dass die durchschnittliche Körperlänge von Anakondas vier bis fünf Meter betrug, als sie im Miozän zum ersten Mal auftauchten.

Der Zeitabschnitt fällt zusammen mit einem wichtigen ökologischen Unterschied im nördlichen Südamerika: Damals erstreckte sich ein riesiges Sumpfgebiet über weite Teile des nordwestlichen Amazonasbeckens. Es war entstanden, als sich die Anden vor etwa 45bis 50Millionen Jahren aufzufalten begannen, weshalb der Amazonas nicht mehr seinem ursprünglichen Lauf von Ost nach West folgen und im Pazifik münden konnte. Stattdessen staute sich der Strom an jener Barriere und füllte schließlich das Vorland im westlichen Amazonasbecken.

Das Pebas-Sumpf genannte Ökosystem brachte im Laufe der Zeit einige gigantische Reptilienarten hervor, darunterPurussaurus brasiliensis, ein bis zu zwölfMeter langes und achtTonnen schweres Krokodil, und eine mehr als drei Meter lange Süßwasserschildkröte der Gattung Stupendemys. Viele dieser Giganten sind heute ausgestorben, doch die Anakonda hat überlebt.

Während die Anakondas zu den größten und vor allem schwersten Schlangenarten zählen, gibt es weitere Spezies, die sie noch übertreffen. An Länge überragen sie beispielsweise die südostasiatischen Netzpythons(Python reticulatus), von denen mehr als sieben Meter lange Exemplare gesichert nachgewiesen wurden.Und dann existierte vor 60Millionen Jahren im nördlichen Südamerika Titanoboa cerrejonensis: Sie brachte es tatsächlich auf sagenhafte 13Meter Länge und eine Tonne Gewicht.

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  • Quellen
Alfonso-Rojas, A. et al., Journal of Vertebrate Paleontology 10.1080/02724634.2025.2572967, 2025

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