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Glaziologie: Andengletscher reagieren rasch auf Veränderungen

Andiner Gletschersee in Venezuela
Schon geringe Abweichungen in der Sonneneinstrahlung oder der durchschnittlichen Lufttemperatur lassen die Gletscher in den tropischen Abschnitten der Anden rasch vorstoßen oder sich zurückziehen.

So wuchsen zumindest die venezolanischen Eisfelder der Gebirgskette viermal während der Zeit zwischen 1250 und 1810 in Abhängigkeit von der Sonnenaktivität. Nach den Forschungsergebnissen von Pratigya Polissar von der Universität von Massachusetts in Amherst und seiner Kollegen mussten die Temperaturen aber dabei um mindestens 1,8 bis 4,6 Grad Celsius sinken sowie die Niederschläge um etwa ein Fünftel zunehmen, damit die Gletscher entsprechend reagierten.

Zu diesem Schluss kommen sie nach der Untersuchung von Sediment-Bohrkernen aus den beiden Gebirgsseen Mucubají und Blanca in der Kordillere von Merida. Phasen verstärkter Vergletscherung zeigen sich darin als farblich abgesetzte Lagen feinkörniger, magnetischer Minerale, deren Magnetismus auch quantitativ messbar ist. Jahre mit geringerer Eisbedeckung des Gebirges führen dagegen zu erhöhten Konzentrationen organischer Substanzen.

Seit 1820 befinden sich die Gletscher Venezuelas in permanenter Rückwärtsbewegung, was schon durch relativ moderate Temperaturerhöhungen von etwa 1,8 Grad Celsius ausgelöst wurde. Da selbst nach vorsichtigen Schätzungen die Erderwärmung während der nächsten fünfzig Jahre die möglichen Schwankungen der Sonnenaktivität mehr als übertreffen soll, prognostizieren Polissar und seine Kollegen, dass die tropischen Gletscher der Anden weiter abschmelzen und sogar verschwinden können.

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