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Christianisierung: Angelsächsische Würdenträgerin mit christlichem Kreuz

Angelsächsische Würdenträgerin mit christlichem Kreuz

Womöglich eine der ältesten christlichen Bestattungen des angelsächsischen Britanniens haben Archäologen nahe Cambridge entdeckt. In dem rund 1350 Jahre alten Grab einer jungen Frau fand sich neben verschiedenen Beigaben auch ein kunstvolles Goldkreuz, das die Verstorbene als Christin ausweist. Überdies war sie auf einem Bett beigesetzt worden – eine angelsächsische Bestattungssitte des 7. Jahrhunderts, die vor allem hoch stehenden Frauen des Stammesadels zuteilwurde.

Im Grab ... | ... fanden die Archäologen neben dem Skelett eines etwa 16-jährigen Mädchens mehrere Eisenklammern. Sie hielten den hölzernen Bettrahmen zusammen, auf dem die Tote um 650 n. Chr. bestattet wurde.

Archäologen der University of Cambridge stießen bei Trumpington, einem Vorort von Cambridge, auf die Grabstelle – in der Nähe von drei weiteren Gräbern und den Überresten einer frühmittelalterlichen Siedlung. Um das Skelett des zirka 16-jährigen Mädchens lagen Eisenteile, die einst die hölzerne Bettkonstruktion zusammenhielten. Auf der Brust der Verstorbenen lag ein dreieinhalb Zentimeter großes Schmuckkreuz aus Gold, aufwändig mit eingelegten Granatsteinen verziert. Vermutlich war die Preziose mit den Ösen auf der Rückseite auf das Kleid genäht gewesen. Da das Kreuz an einigen Stellen glatt gerieben ist, geht Ausgrabungsleiterin Alison Dickens von der Cambridge Archaeological Unit davon aus, "dass der Gegenstand auch im Alltag getragen wurde, wahrscheinlich als Symbol für Status und Religionszugehörigkeit". Außerdem fanden die Archäologen bei der Toten ein Messer, eine an der Hüfte getragene Kette und Glasperlen, die sich vermutlich in einem mittlerweile verlorenen Beutel am Ende der Kette befanden.

Ein goldenes Kreuz ... | ..., verziert mit roten Granatstücken, lag auf der Brust der Toten. Das etwa dreieinhalb Zentimeter große Pektorale war vermutlich an das Kleid genäht.

Derartige Grabbeigaben hatte die Kirche nicht als heidnische Tradition verboten, so die Archäologin Sam Lucy vom Newnham College in Cambridge. "Die Sitte verschwand erst allmählich im 8. Jahrhundert, als das Christentum endgültig zur vorherrschenden Religion geworden war. Die Bettbestattung von Trumpington scheint in die Übergangsphase zu gehören."

Bereits für sich genommen sind beide Funde – eine Bettbestattung und ein Kreuz als Brustzierde – sehr selten. Bisher wurde nur etwa ein gutes Dutzend solcher Bestattungen in England entdeckt, fast alle aus dem mittleren bis späten 7. Jahrhundert und überwiegend von Frauen aus der Oberschicht. Daher nehmen die Forscher an, dass auch die Tote vom Trumpington dem Adel oder gar einer königlichen Familie entstammte. Angehörige der Elite waren zudem die Ersten, die ab dem 7. Jahrhundert den christlichen Glauben annahmen, so Lucy.

Die Kombination aus Bettbestattung und christlichem Kreuzschmuck war bislang nur im etwa 50 Kilometer entfernten Ixworth gefunden worden – allerdings schon im 19. Jahrhundert, weshalb die Funde mangelhaft dokumentiert sind. Mit einem vergleichbaren Goldkreuz war auch der Bischof Cuthbert von Lindisfarne 687 beigesetzt worden. Nach Ansicht der Archäologen stützt diese Parallele zudem die Deutung des Schmuckstücks von Trumpington als christliches Symbol.

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