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Aids: Angriff auf menschliches Protein als mögliche HIV-Therapie

Britische Wissenschaftler schlagen eine neue Strategie zur Bekämpfung des HI-Virus vor. Das Angriffsziel ihres neuen Hemmstoffes ist dabei kein virales Protein, sondern die zelleigene Kinase ATM. Das Virus benötigt dieses Eiweiß beim Einbau seiner Erbsubstanz ins Genom des Wirtes bei der Vermehrung, berichten die Forscher um Alan Lau vom Pharmaunternehmen KuDos.

Die gegenwärtig in der Therapie von HIV eingesetzten Medikamente richten sich gegen viruseigene Proteine, die in dem schnell mutierenden Virus jedoch oft rasch durch Varianten ersetzt werden. Die Wissenschaftler suchten daher nach zelleigenen Eiweiß-Angriffszielen, die das Virus für seine Vermehrung braucht, die aber für nicht infizierte Zellen nicht lebenswichtig sind.

Ein solches Protein könnte die ATM-Kinase sein. Sie reagiert auf Brüche in der doppelsträngigen DNA-Leiter. Diese können durch Strahlenexposition hervorgerufen werden, entstehen aber auch beim Einbau des Virusgenoms. Die ATM-Kinase alarmiert darauf den Reparaturapparat der Zelle, der die Schäden behebt. Bleibt die Reparatur aus, geht die Zelle mit der defekten DNA in die nächste Teilungsrunde. Die dabei stattfindenden Kontrollvorgänge sortieren die infizierte Zelle mit der Einbauwunde im Genom aus und leiten den Zelltod ein.

Der Hemmstoff KU-55933 blockiert nun selektiv die Tätigkeit von ATM, wodurch die Zellen mit Brüchen in der DNA zugrunde gehen. In Zellkultur konnten die Forscher mit dem Hemmstoff sowohl die Vermehrung des normalen als auch die eines vielfach resistenten HI-Virus unterdrücken. Offen ist, welche Folgen der Ausfall der ATM-Kinase im menschlichen Körper hätte.

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