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Klimaforschung: Anlasser des Golfstroms

Eislandschaft vor Grönland
Der Golfstrom ist die Warmwasserheizung Europas. Erlahmt er, wird es eiszeitlich kalt. Dagegen ließ sein Widererstarken vor rund 15 000 Jahren, als Gletscher große Teile Europas bedeckten, die Temperaturen innerhalb weniger Jahrzehnte um bis zu 9 Grad Celsius ansteigen. In Gang brachte ihn damals wohl die von neuem einsetzende Umwälzpumpe im Nordatlantik, wo in arktischen Regionen erkaltetes und stark salzhaltiges Wasser auf den Meeresgrund sinkt und warmes Wasser aus den Tropen nachströmt. Doch was ließ die Zirkulation nach Zehntausenden von Jahren plötzlich wieder anspringen?

Vorbereitung des Sedimentkerns | Im Labor untersucht Cristiano Chiessi einen Teil des Sedimentkerns, der aus 657 Metern Wassertiefe vor der südamerikanischen Küste entnommen worden war.
Geowissenschaftler um Cristiano Chiessi von der Universität Bremen fanden in einem 7,7 Meter langen Sedimentkern, den sie aus 657 Metern Wassertiefe vor der südamerikanischen Küste stachen, nun eine mögliche Antwort. Die Ablagerungen vom Grund des Atlantiks dokumentieren nicht nur einen kräftigen Temperatursprung vor 14 700 Jahren, sondern auch einen raschen Anstieg des Salzgehalts an der Meeresoberfläche. Ursache könnte zum Teil ein „Almosen“ aus dem Indischen Ozean gewesen sein. Dort transportiert der Agulhasstrom warmes und salzreiches Wasser die afrikanische Küste entlang nach Süden. Wie sich erst kürzlich zeigte, beeinflussen Wirbel, die sich am Kap von ihm abschnüren und in den Atlantik wandern, noch heute den Golfstrom.

Den Einfluss dieser Wirbel auf das Ende der letzten Vereisung belegen auch vor der südwestafrikanischen Küste entnommene Sedimentkerne aus derselben Zeit. Sie enthalten Überreste von Muscheln, die damals eigentlich im Indischen Ozean lebten und offensichtlich mit dem Agulhasstrom um die Südspitze Afrikas befördert worden waren. Dieser war demnach wohl die eigentliche Triebfeder für das Widererstarken des Golfstroms.

Sandra Czaja

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