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News: Antarktische Eisschmelze

Satellitendaten zeigen, dass der antarktische Eisschild schneller schrumpft als bisher vermutet. Schuld daran ist der Pine-Island-Gletscher, der zehnmal soviel Wasser ins Meer leitet als im Landesinneren durch Schneefälle neugebildet wird.
In der Antarktis sind mehr als vier Fünftel der irdischen Süßwasservorräte gebunden. Würde das Eis völlig abschmelzen, stiegen die Meeresspiegel um mehr als 70 Meter an. Wenngleich damit so bald niemand rechnet, schrumpft die größte zusammenhängende Eismasse der Erde – der antarktische Eisschild – schneller als vermutet.

Nach Auswertung von Satellitendaten des Zeitraums von 1992 bis 2000 kommen Andrew Shepherd von der Climate Physics Group am University College London und seine Kollegen zu dem Ergebnis, dass in diesen acht Jahren mehr als 30 Kubikkilometer Eis schmolzen und ins Meer flossen. Den Hauptgrund dafür sehen die Forscher in der beschleunigten Bewegung des Pine-Island-Gletschers, der rund zehn Prozent des Eisschildes ausmacht, dessen Einzugsgebiet indes ein Drittel der zwei Millionen Quadratkilometer beträgt, die vom Eis bedeckt sind.

Der Gletscher wurde während dieser Zeit um neun bis elf Meter dünner. Damit strömt zehnmal soviel Wasser ins Meer, wie im Landesinneren durch Schneefälle erneuert wird. Der Punkt, an dem das Meerwasser seine Zunge unterspült und der Gletscher aufschwimmt, liegt nun fast fünf Kilometer weiter landwärts. Wenn dieser Trend anhält, dauert es noch 600 Jahre, bis der größte Teil des Gletschers schwimmt – das hätte dann allerdings dramatische Auswirkungen auf die Meeresspiegel.

Noch sei es nicht an der Zeit, die Boote klarzumachen, meinte einer der Forscher. Die Ergebnisse seien aber eindeutig als "gelbe Karte" zu werten, denn Sie belegen, dass sich in den südpolaren Regionen die Eismassen langfristig verringern.

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  • Quellen
Science 291: 862–864 (2001)

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