Direkt zum Inhalt

News: Antarktisches Treiben

Eine Flotte von Driftbojen zeigt, dass sich der Antarktische Ozean in den letzten 50 Jahren stärker erwärmte als bislang angenommen. Dadurch reduziert sich das Aufnahmevermögen für das Treibhausgas Kohlendioxid, und die südpolaren Eismassen schrumpfen.
Irgendwo, nicht weit von der Antarktis entfernt, taucht mit einem Mal eine 1,50 Meter lange Boje aus dem Wasser. Sie gehört zu einer Flotte von "Autonomous Lagrangian Circulation Explorers" (ALACE) und funkt ihre gesammelten Daten aus der Tiefe an die Kontrollstationen.

Kurz darauf sinkt sie in 700 bis 1100 Meter Tiefe, um sich erneut von den Antarktischen Zirkumpolarströmungen treiben zu lassen. Diese Strömungen können die Antarktis ungehindert umkreisen, da ihnen keine Festlandsbarrieren im Weg stehen. Hier wird die Driftboje die nächsten zehn bis 25 Tage die Wassertemperaturen messen und irgendwo weiter östlich zum Funken wieder auftauchen.

Eine einzelne Boje absolviert im Schnitt in 2,5 Jahren 50 Tauchfahrten, sodass Sarah Gille von der Scripps Institution of Oceanography an der University of California in San Diego mit der gesamten ALACE-Flotte für die Zeit von 1990 bis 2000 über 12 000 Temperaturmessungen zur Verfügung standen.

Diese großräumige Kartierung der Wassertemperaturen südlich des 30. Breitengrads verglich Gille nun mit knapp 18 000 historischen Aufzeichnungen seit den dreißiger Jahren. Die Ozeanografin ordnete dabei jedem historischen Wert die Daten der geografisch am nächsten gelegenen Messpunkte der ALACE-Bojen zu.

Bislang dachten die Forscher, dass der Antarktische Ozean in mittlerer Wassertiefe ziemlich isoliert und damit vom Klimawandel recht unbeeindruckt wäre. Doch die Rekonstruktion ergab, dass sich dieser Bereich seit 1950 um ganze 0,17 Grad Celsius erwärmt hat und damit den globalen Anstieg der Wassertemperaturen von gerade einmal 0,1 Grad Celsius deutlich übersteigt.

Die Erwärmung könnte weitreichende globale Folgen haben, da fast alle Weltmeere der südlichen Hemisphäre mit dem Antarktischen Ozean wechselwirken. Hinzu kommt, dass diese Meeresregion eine bedeutende Senke für das Treibhausgas Kohlendioxid ist – aber eben nur so lange sie so kalt bleibt, da kaltes Wasser mehr CO2 aufzunehmen vermag als warmes.

Ob die höheren Temperaturen in den tiefen Schichten des Antarktischen Ozeans möglicherweise auch die Eisschmelze in der Antarktis verstärken - und damit den globalen Meeresspiegelanstieg beschleunigen -, ist noch ungewiss.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.