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Infektionskrankheiten: Antibiotikum schafft Platz für resistenten Krankenhauskeim

Staphylococcus aureus

Britische Wissenschaftler sind zu dem Schluss gekommen, dass bestimmte Antibiotika Infektionen mit resistenten Bakterien sogar fördern können. In ihrer Analyse von Daten eines britischen Krankenhauses entdeckte das Team um die Medizinerin Jodi Lindsay von der University of London einen deutlichen Rückgang der Infektionen mit dem Erreger MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus Aureus) zur gleichen Zeit, als die Krankenhausleitung allgemein den Gebrauch des Antibiotikums Ciprofloxacin einschränkte. Demnach bestimmen Resistenzgene nicht nur über Erfolg oder Misserfolg in der Therapie dieser Erreger, sondern beeinflussen auch allgemein Evolution und Ausbreitung resistenter Stämme in Krankenhäusern.

Staphylococcus aureus | Keime, die sich nicht mehr ohne Weiteres mit Antibiotika bekämpfen lassen, wie dieser methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA), sind nicht nur in Krankenhäusern anzutreffen.

In ihrer Studie untersuchte die Forschergruppe die Evolution verschiedener MRSA-Subtypen in dem Hospital in den Jahren 2002 bis 2009. Sie stellten fest, dass knapp zwei Prozent der Patienten bei der Einweisung den Erreger auf der Haut trugen und dass ein Drittel aller Patienten des Krankenhauses Antibiotika erhielten. Dieser Selektionsdruck hatte deutliche Auswirkungen auf die Häufigkeiten unterschiedlicher Erregerlinien sowie darauf, welche Resistenzen diese erwarben oder auch wieder verloren. Als stabil erwies sich dabei lediglich die Resistenz gegen Fluorchinolon-Antibiotika, zu denen auch Ciprofloxacin zählte. Der im Hospital dominante Erregerstamm war zu 99 Prozent resistent gegen Ciprofloxacin, die weniger erfolgreichen Stämme im Schnitt nur etwa zu 40 Prozent. Daraus schließen die Forscher, dass diese Resistenz entscheidend dafür ist, dass sich MRSA in Krankenhäusern stabile Populationen etablieren kann.

Anfang des Jahres 2007 beschloss die Leitung des untersuchten Krankenhauses, Ciprofloxacin stark zu reduzieren – bis dahin eines der am häufigsten verwendeten Antibiotika. Als Ergebnis sanken die Erkrankungen durch MRSA-Infektionen dramatisch – insgesamt um etwa zwei Drittel, obwohl die Gesamtmenge der verwendeten Antibiotika konstant blieb und sich an den Abläufen und der Hygiene nicht signifikant etwas änderte. Die Forscher vermuten, dass die Wirkung von Ciprofloxacin auf andere Bakterien dazu führt, dass die resistenten MRSA-Stämme eine günstigere Umgebung vorfinden und sich generell stärker verbreiten. Allerdings ist noch nicht klar, warum der Effekt nur bei Ciprofloxacin eintrat und nicht bei anderen Antibiotika, gegen die MRSA ebenfalls resistent ist.

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