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Strahlentherapie: Antimaterie soll Tumorzellen zerstören

Am Kernforschungszentrum CERN gelangen erste Grundlagenversuche, die belegen, dass Antiprotonen Tumoren im Gewebe gezielter und effizienter zerstören können als derzeit gängige Bestrahlungsverfahren.

Ein interdisziplinäres Forscherteam beschoss Krebszellen vergleichsweise mit Kobalt-Strahlung, Protonen sowie mit Antiprotonen, die zuvor in einem normalerweise zur Grundlagenforschung verwendeten Beschleuniger erzeugt wurden. Bei rechnerisch vergleichbarer Strahlungsleistung zerstörten Antiprotonen die Tumoren dabei fast dreimal effizienter, berichten Bradly Wouters von der Universität in Maastricht und seine Kollegen.

Der "Antiproton Decelerator" am CERN | Viel Aufwand für kleine Teilchen: Hier ein Blick auf den "Antiproton Decelerator" am CERN, der zusammen mit anderen Beschleunigern die Voraussetzungen für die Antiprotonen-Studien schafft.
Bei Antiprotonen wie Protonen und anderen geladenen Teilchen steigt die Menge und Intensität der Gewebe zerstörenden, freigelassenen Energie von einem niedrigen Ausgangswert dramatisch am Ende der Flugreichweite im Gewebe an. Tumorbestrahlungen mit Ionen peilen diesen Endpunkt im entarteten Gewebe idealerweise möglichst exakt an. Die Strahlungsdosis darf aber selbst bei modernen Verfahren nicht beliebig hoch und damit für Tumoren möglichst tödlich angesetzt werden, weil die umgebenden gesunden Zellen stets mitgeschädigt werden. Durch die Wahl von Antiprotonen könnte dieser unerwünschte Sekundäreffekt minimiert werden, hoffen die Forscher: Eine mögliche geringere Ausgangsstrahlung könnte am Endpunkt durch die Folgen der Annihilation von Antiprotonen mit Protonen kompensiert werden, bei der lokal hochenergiereiche Pionen, Neutronen und Gamma-Strahlung freigesetzt werden.

Die Produktion von Antiprotonen ist ein derzeit sehr aufwändiges Unterfangen, geben die Forscher zu bedenken. Sie sehen in ihrem Experiment vorerst nur eine prinzipielle Machbarkeitsstudie, praktische Anwendungen seien frühestens in kommenden Jahrzehnten zu erwarten. (jo)

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