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News: Arbeitskostenposition deutlich verbessert

Noch Mitte der neunziger Jahre wurden der deutschen Wirtschaft von vielen Seiten erhebliche Schwächen im internationalen Wettbewerb attestiert. Als ein wesentlicher Grund wurden dabei immer wieder zu hohe Arbeitskosten genannt. Sie waren, selbst gemessen in der jeweiligen Landeswährung, in Deutschland in der ersten Hälfte der neunziger Jahre stärker gestiegen als in vielen anderen Industrieländern; in D-Mark gerechnet war der Unterschied wegen der Aufwertung der D-Mark bis 1995 sogar noch ausgeprägter. Inzwischen hat sich die Arbeitskostenposition Deutschlands im internationalen Vergleich allerdings wieder merklich verbessert.
Entlastung gab es von drei Seiten: Die Lohnentwicklung war in den vergangenen Jahren sehr moderat, die Unternehmen verstärkten ihre Rationalisierungsanstrengungen erheblich, und die Höherbewertung der D-Mark wurde wieder korrigiert.

In den vergangenen drei Jahren blieben die Tariflohnsteigerungen mit durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr merklich hinter dem Produktivitätsfortschritt zurück, so daß die Lohnstückkosten im Gegensatz zu fast allen anderen Industrieländern sanken. Hinzu kam die teilweise spürbare Abwertung der D-Mark gerade gegenüber jenen Währungen, gegenüber denen sie zuvor kräftig aufgewertet worden war. Damit wurde der Verlust an Kostenwettbewerbsfähigkeit während der ersten Hälfte der neunziger Jahre gegenüber der Mehrzahl der anderen Industrieländer mehr als kompensiert. Nur gegenüber wenigen Ländern, wie etwa Italien und Spanien, ist die deutsche Position noch ungünstiger als zu Beginn dieses Jahrzehnts, allerdings vor allem aufgrund eines höheren Wechselkurses der D-Mark. Verschlechtert hat sich darüber hinaus die Wettbewerbsposition gegenüber Konkurrenten aus den südostasiatischen Schwellenländern aufgrund des Verfalls deren Währungen nach dem Ausbruch der Krise im Juli 1997; deren Arbeitskosten sind in gemeinsamer Währung gerechnet dadurch erheblich gesunken.

Deutschland gehört auch nach der relativen Verbesserung seiner Arbeitskostenposition weiterhin zu den Ländern mit den höchsten Lohnkosten. Gemessen an den Bruttoeinkommen je Beschäftigten, waren sie im vergangenen Jahr nur in der Schweiz, in Japan, Belgien und den USA höher als in Westdeutschland. Wegen des ebenfalls sehr hohen Produktivitätsniveaus ist die Position bei den Lohnstückkosten allerdings wesentlich günstiger. Bei den absoluten gesamtwirtschaftlichen Lohnstückkosten lag Deutschland 1998 um 2 Prozent unter dem EWU-Durchschnitt und deutlich unter dem Niveau in den USA und in Japan. Die Messung von Lohnstückkostenniveaus ist allerdings aus verschiedenen Gründen in einem erheblich höheren Maße mit Unsicherheiten behaftet als die Messung von Lohnstückkostenentwicklungen.

Gegenüber den Nicht-EWU-Ländern wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit nach wie vor entscheidend auch von der Wechselkursentwicklung beeinflußt, und diese kann sich schnell ändern, wie die Entwicklung während der neunziger Jahre gezeigt hat. Im EWU-Raum wird die Entwicklung der Wettbewerbsposition dagegen künftig weitestgehend von den Arbeitskosten bestimmt werden. Hier ist der Wettbewerbsvorsprung der deutschen Wirtschaft im Durchschnitt offensichtlich nicht so groß, als daß er nicht rasch wieder aufgezehrt werden könnte.

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