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Gallischer Krieg: Archäologen graben im Gergovia des Vercingetorix

Im Jahr 52 v. Chr. belagerte Gaius Julius Cäsar mit seinen Truppen das gallische Gergovia. Wo sich Vercingetorix und die Averner einst verschanzten, haben Archäologen nun eine Befestigung aus der Zeit des Gallischen Kriegs freigelegt.
Luftaufnahme einer archäologischen Ausgrabungsstätte in einer hügeligen Landschaft. Im Vordergrund sind die Überreste von Steinmauern und rechteckigen Strukturen zu sehen, umgeben von Bäumen und Vegetation. Ein kleiner Bagger und rote Markierungen sind auf dem Gelände sichtbar. Im Hintergrund erstreckt sich eine weite Landschaft mit Feldern und Wäldern bis zu den entfernten Hügeln am Horizont.
In Gergovia legten Fachleute Mauern aus verschiedenen Phasen der keltischen Siedlung frei. Entlang der Böschung, am Rand der Grabungsfläche, kam eine spätkeltische Mauer mit Bastionen zum Vorschein.

Schon seit dem Jahr 58 v. Chr. war Gaius Julius Cäsar mit seinen Truppen gegen die Stämme Galliens gezogen, als er 52 v. Chr. bei Gergovia eine seiner schwersten Niederlagen hinnehmen musste. Der Feldherr ließ die befestigte Siedlung (Oppidum) der Averner belagern, in der sich Vercingetorix und aufständische Gallier verschanzt hatten – und erlitt eine Niederlage. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert ist der Ort des einstigen Geschehens bekannt: Er liegt nahe der Stadt Clermont-Ferrand in der Auvergne in Zentralfrankreich. Nun haben Fachleute der französischen Archäologiebehörde Inrap und des Maison des Sciences Humaines im gallischen Oppidum von Gergovia gegraben und dabei eine Befestigungsanlage aus der Zeit des Gallischen Kriegs entdeckt. Zudem legten sie Bauten der keltischen Elite frei, wie das Institut national de recherches archéologiques préventives (Inrap) in einer Pressemitteilung berichtet.

Schon bei früheren Ausgrabungen hatten Archäologen des Inrap die Überreste römischer Belagerungsanlagen unweit des Oppidums entdeckt. Seit 2022 arbeiten die Fachleute wieder verstärkt in der Siedlung selbst, die die Averner auf einem erhöhten Plateau erbaut hatten. Ziel der Forscher war es, die alten Grabungsberichte von 1861 bis 1949 auszuwerten und die früheren Grabungsflächen im Gelände erneut zu untersuchen.

Dabei dokumentierten die Archäologen am Hauptzugang von Gergovia, im bereits bekannten »Handwerkerviertel«, bis zu drei Meter dicke Kulturschichten. Diese decken einen vergleichsweise kurzen Zeitraum ab, der sich von 70/50 v. Chr. bis ans Ende der Regierungszeit von Kaiser Augustus erstreckte, also bis zirka 14 n. Chr. Für diese überschaubare Zeitspanne lassen sich allerdings zehn verschiedene Siedlungsphasen unterscheiden. Brandspuren deuten darauf hin, dass die Bauten immer wieder abbrannten und erneut errichtet wurden.

Aus den Funden schließen die Forscher, dass die Bewohner dieses Viertels zur Oberschicht des Keltenorts gehörten. So liegen Fragmente von Amphoren vor, in denen Wein, Öl und andere Nahrungsmittel aus dem Römischen Reich nach Gergovia gelangten. Ebenso fanden sich Scherben von importiertem Tafelgeschirr. In dem Viertel kamen zudem Überreste metallurgischer Arbeiten zum Vorschein. Wie der Grabungsleiter Yann Deberge vom Inrap in einem Bericht der Archäologiebehörde erklärt, zählten Metallhandwerker zur keltischen Elite.

Befestigung | Aus Bruchsteinen hatten die Gallier diese Mauer errichtet. In regelmäßigen Abständen zogen sie Vorsprünge ein.

Im »Handwerkerviertel« legten die Archäologen auch eine Befestigungsmauer mit Bastionen frei, deren Überreste heute noch mehr als einen Meter aufragen. Die Anlage war bislang an dieser Stelle von Gergovia nicht bekannt. Bei früheren Grabungen war sie anderswo aufgedeckt worden und könnte »zeitgleich mit der Belagerung durch Cäsar im Frühjahr 52 v. Chr. gewesen sein«, so Deberge. Später, zur Zeit von Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.), errichtete man im »Handwerkerviertel« ein großes Bauwerk, das wohl ebenfalls zur Verteidigung diente.

Laut Deberge muss Gergovia einst »wie eine Stadt ausgesehen haben, aber es lässt sich nicht sagen, wie dicht sie besiedelt war«. Der Archäologe hofft, dass die Grabungen in Gergovia auch nach 2025 weitergeführt werden können.

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