Artenschutz: Die letzte Zuflucht der Fleischfresserpflanze?
Der Abend brach bereits an, und Thilo Krueger von der Curtin University in Perth und sein Team wollten ihre Suche schon aufgeben, als sie doch noch auf ihr gesuchtes Ziel stießen: Drosera silvicola, eine kleine Art aus der Familie der Sonnentaugewächse. Diese fleischfressende Pflanze gehört zu den am stärksten gefährdeten Arten Australiens, von der bis zum Fund durch die Botaniker nur zwei kleine Bestände bekannt waren. Beide befinden sich jedoch auf Bergbaugelände, was nicht die beste Option ist, wenn man überleben soll.
»Als ich die Pflanze zum ersten Mal aus dem Autofenster erblickte, war ich so aufgeregt, dass ich heraussprang, meine Faust in die Luft reckte und mich neben die Pflanze auf den Boden warf«, sagt Thilo Krueger in einer Mitteilung der Naturschutzorganisation Australian Wildlife Conservancy. »Wir wussten, dass sie vor über 30 Jahren in dieser Gegend gesichtet worden war. Aber da wir bereits fast zwei ganze Tage lang gesucht hatten, begann ich an der Richtigkeit dieser alten Aufzeichnung zu zweifeln.« Eigentlich war das Team unterwegs zu einem dritten Suchgebiet im Paruna Wildlife Sanctuary, das der Organisation gehört. Doch dann bemerkte Krueger einen Nebenweg, der direkt in ein Habitat führt, dessen Ökologie den Standortbedingungen des Sonnentaus entspricht.
Innerhalb weniger Minuten entdeckten sie mehrere Tausend Exemplare der kleinen Pflanzen, die offenen Wald mit geringer Laubstreu als Lebensraum benötigt. Sie unterscheidet sich von vielen anderen Sonnentauarten durch ihre rosa, glänzenden Blütenblätter mit einer dunkelroten Mitte. Ihre Blätter hingegen fungieren als Insektenfallen, indem sie die Tiere mit einer Art Saft anlocken, an dem die Beute dann hängenbleibt, bevor sie langsam verdaut wird. Dadurch gewinnen die Pflanzen überlebensnotwendige Nährstoffe, die sie nicht aus den kargen Böden erhalten, auf denen sie wachsen.
Die nächsten Standorte der Art liegen 70 Kilometer entfernt, doch sind diese nicht geschützt. Die Wissenschaftler freuen sich daher, dass die Art im Sanctuary zumindest eine Chance auf das Überleben hat. Südwestaustralien gehört wiederum zu den globalen Vielfaltszentren für fleischfressende Pflanzenarten: Bis jetzt wurden hier mehr als 150 Spezies nachgewiesen. Viele davon existieren jedoch nur auf kleinem Raum, weshalb Lebensraumverlust und Klimawandel sie stark gefährden.
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