Artenschutz: Extrem seltene Schnecke ist zurück in der Spur

Die Geschichte von Campbells Gekielter Glasschnecke (Advena campbellii) beginnt traurig, aber altbekannt: Sie entwickelte sich in der Abgeschiedenheit von Norfolk Island im Pazifik, bevor eingeschleppte Fressfeinde wie Ratten und Hühner sie und andere nur hier vorkommende Schneckenarten massenhaft auffraßen – bis keine Exemplare mehr nachweisbar waren. Zum Glück hatten jedoch einige wenige Individuen in einem abgeschiedenen Regenwaldstück auf der australischen Insel überlebt, wo sie Anfang der 2020er-Jahre wieder aufgespürt wurden. Zur Rettung der Art brachten Wissenschaftler sie in den Taronga Zoo nach Sydney, wo sie sich bald erfolgreich vermehrten. 2025 konnte ein Team um Junn Kitt Foon von der Western Sydney University einen Teil dieser Schnecken endlich nach Norfolk zurückbringen, wie die Wissenschaftler berichten.
Aus anfänglich nur 46 Exemplaren von Advena campbellii züchteten Foon und Co. mehr als 800 Nachkommen, von denen 600 schließlich im Juni 2025 nach Norfolk heimkehrten. Dort wurden sie zuerst in speziellen Behältern akklimatisiert und an ihre natürliche Nahrung gewöhnt, bevor sie markiert in ein eigens hergerichtetes Habitat Regenwald freigelassen wurden. Diesen Bereich hatten die Wissenschaftler zusammen mit Mitarbeitern des lokalen Nationalparks umzäunt und alle invasiven Fressfeinde daraus entfernt. Zusätzlich soll eine Beregnungsanlage sicherstellen, dass es die Schnecken selbst bei andauernder Trockenheit ausreichend feucht haben.
Die Weichtiere gewöhnten sich schnell an ihre neue alte Heimat und zeugten auch dort bald Nachwuchs, sodass bereits mindestens die zweite Generation durch den Regenwald kriecht: ein schneller Erfolg. Erleichtert wird die Überwachung der Schnecken durch ihre geringe Mobilität: Die meisten der freigelassenen Tiere bewegten sich nur ein bis zwei Meter vom Ort weg, an dem die Forscher sie ausgesetzt hatten. Nur eine Schnecke entfernte sich sieben Meter weit.
Um die Überlebenschance der Spezies in der Natur zu verbessern, entließen Foon und sein Team die Tiere zudem an einem anderen Punkt als dem ursprünglichen Fundort der letzten Überlebenden in Freiheit. Damit sollen mindestens zwei Populationen gewährleistet sein. Weitere Aussetzungen planen die Wissenschaftler für 2026.
Ursprünglich lebten auf Norfolk Island mindestens 62 endemische Schneckenarten, von denen mehrere inzwischen als ausgestorben oder verschollen gelten. Neben Advena campbellii konnten inzwischen jedoch mehrere Spezies wiederentdeckt werden; für diese wurden intensive Schutzmaßnahmen eingeleitet. Die Auswilderung der Gekielten Glasschnecken gehört zu den ersten erfolgreichen Projekten für Weichtiere, weitere laufen beispielsweise auf Inseln von Französisch-Polynesien.
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