Artenschutz: Extrem seltene Schnecke legt Ei aus Hals

Im Jahr 2006 ging die Welt für die Mount-Augustus-Schnecke (Powelliphanta augusta) unter: Ihr einziger Lebensraum wurde durch eine Bergbaufirma abgebaggert, die vor Ort Kohle abbauen wollte. Immerhin konnte das neuseeländische Department of Conservation (DOC) einige Schnecken vorher retten und in ein Zuchtprogramm überführen. Dort gelangen nun erstmals Filmaufnahmen der ungewöhnlichen Eiablage der Weichtiere, wie die Behörde mitteilte. Die Schnecken werden inzwischen zwar erfolgreich gezüchtet, sind allerdings weiterhin vom Aussterben bedroht.
Gefilmt wurde die Ablage des Eis, das dem von Hühnern bis auf die Größe durchaus ähnelt, von DOC-Mitarbeiterin Lisa Flanagan, die sich seit zwölf Jahren um die Schnecken kümmert, aber ebenfalls erstmals Zeugin dieses Aktes wurde. Zufällig, denn eigentlich wollte sie die Schnecke gerade wiegen: Doch als sie diese dafür umdrehte, bemerkte sie die Eiablage. Wie viele andere Schneckenarten sind Mount-Augustus-Schnecken Hermaphroditen, besitzen also sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale. Während der Paarung öffnet sich eine Genitalpore auf der rechten Körperseite, knapp unterhalb des Kopfes, aus der sich bei beiden Partnern jeweils ein Penis in die Pore des Gegenübers schiebt. Dabei wird Sperma ausgetauscht, den beide Tiere speichern können, um später Eier zu befruchten.
In ihrer ursprünglichen Heimat lebten diese Schnecken in relativ geringer Dichte, so dass es von Vorteil war, Sperma für eine spätere Fortpflanzung aufzubewahren: Die Art lebte in kühlen und feuchten Hochlagen, wo sie Jagd auf Regenwürmer machte. Die Tiere legen immer nur wenige Eier – etwa fünf pro Jahr, die wiederum ein Jahr brauchen, um sich zu entwickeln – und werden erst mit acht Jahren geschlechtsreif. Dafür leben die Weichtiere mit 25 bis 30 Jahren relativ lang – im Gegensatz etwa zu den in Neuseeland eingeschleppten Gartenschnecken, die sich massenhaft vermehren, dafür aber eher kurzlebig sind.
Die Zerstörung ihres Lebensraums rief damals viel Kritik hervor, trotzdem wurde sie letztlich erlaubt. Um die ökologischen Bedingungen zu simulieren, hielt das DOC die Schnecken in Terrarien unter kühlen Bedingungen. 2011 passierte dann ein Unglück: Die Temperaturen darin fielen auf Werte unter null Grad Celsius und hunderte Schnecken erfroren. Inzwischen hat sich ihre Zahl jedoch wieder auf knapp 2000 erhöht. Gleichzeitig hatte das DOC nach Ersatzlebensräumen für die Schnecken gesucht und dort einige Tiere angesiedelt.
Das Zuchtprogramm soll fortgesetzt werden, bis sich diese Bestände in Freiheit selbst erhalten. Vorher hofft nicht nur Flanagan auf weitere, neue Erkenntnisse zur Biologie der Tiere, die ausgewachsen fast so groß wie ein Golfball werden können.
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