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Artensterben: Australien gewinnt und verliert Beuteltiere

Australien ist trauriger Weltmeister beim Aussterben von Säugetieren. Knochenfunde unterstreichen diese Rolle ein weiteres Mal.
Eine detaillierte künstlerische Zeichnung eines Beuteltierkopfes in Seitenansicht. Das Tier hat ein weiches, braunes Fell, große, dunkle Augen und eine rosa Nase. Die Ohren sind groß und leicht transparent. Die Zeichnung ist signiert und datiert in der unteren rechten Ecke.
So könnte der Kopf des neu entdeckten Bürstenkängurus ausgesehen haben.

Sie sehen aus wie Nagetiere, sind aber tatsächlich eng mit Kängurus verwandt und leider stark bedroht: Australiens Bürstenkängurus besiedelten einst mit mehreren Arten weite Teile des Kontinents, doch heute gelten die meisten davon als ausgestorben, stark bedroht oder verschollen. Wie wenig die Wissenschaft über diese kleinen Beuteltiere weiß, zeigt eine Studie von Jake Newman-Martin von der Curtin University in Bentley und seinem Team. Die Arbeitsgruppe hat neu gefundene, subfossile Knochen sowie Museumsexemplare der bekannten Spezies von Bürstenkängurus untersucht und dabei mindestens eine neue Art, Bettongia haoucharae, beschrieben, die inzwischen allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgestorben ist.

Zudem konnte das Team zeigen, dass das Bürstenschwanz-Rattenkänguru (Bettongia penicillata) nicht, wie lange gedacht, aus zwei Unterarten besteht, sondern tatsächlich zwei eigenständige Arten darstellt. Diese unterscheiden sich demnach deutlich anhand ihrer Zähne und Schädelform. Von den beiden hat jedoch nur Bettongia (penicillata) ogilbyi überlebt, während Bettongia (penicillata) penicillata ausgestorben ist. Das gleiche Schicksal droht dabei auch Bettongia ogilbyi, das nur sehr lokal vorkommt. Um die Sache noch mehr zu verkomplizieren, teilt sich diese Art wiederum in zwei weitere Unterarten auf, die sich auf das Leben in kühlen, feuchten Wäldern beziehungsweise trockenem und offenem Buschland spezialisiert haben.

Besonderes Augenmerk von Newman-Martin und Co galt neben den Zähnen vor allem der Form und Funktion der vorderen und hinteren Gliedmaßen, die sich bei den verschiedenen Bürstenkängurus je nach Lebensraum und -weise deutlich voneinander unterscheiden. Zum Teil fossilisierte Knochen aus australischen Wüstengebieten wiesen dabei Merkmale auf, die für eine bis dahin unbekannte Art sprechen, die an das Leben in Trockengebieten angepasst war. Da jedoch keine Hinweise existieren, dass Bettongia haoucharae noch lebt, muss dieser Vertreter der Bürstenkängurus als ausgestorben gelten, schreiben die Wissenschaftler auf »The Conversation«.

Zusammen mit Bettongia penicillata wächst die Liste der ausgestorbenen Säugetiere Australiens um zwei weitere Vertreter an: Dabei führt der Kontinent bereits deutlich, was die Gesamtzahl an Ausrottungen seit Beginn der Neuzeit anbelangt. Vor der Studie galten mindestens 28 Spezies schon als ausgestorben – neben zerstörten und veränderten Lebensräumen sind vor allem eingeschleppte Füchse und Katzen Hauptfeinde der Beuteltiere des Landes.

Die Studie von Newman-Martin und Co legt zudem nahe, warum manche Schutzmaßnahmen bei den Bürstenkängurus gescheitert sein könnten: So wurden Individuen aus Wäldern in Trockenland umgesiedelt, weil man dachte, sie gehörten zur gleichen Art. Dort starben sie jedoch schnell, wahrscheinlich weil ihre typische Pilznahrung dort fehlte – Fehler, die zukünftig vermieden werden könnten.

  • Quellen
Newman-Martin, J. et al., Zootaxa 10.11646/zootaxa.5690.1.1, 2025

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