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Artensterben: Brillenpinguine verhungerten massenhaft

Brillenpinguine sind Afrikas einzige Pinguinart und inzwischen stark vom Aussterben bedroht. Der Grund dafür liegt im Meer.
Zwei Pinguine spazieren am Strand entlang, während im Hintergrund die Wellen des Meeres sanft an den Sand schlagen. Die Szene zeigt die natürliche Umgebung der Pinguine und vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Freiheit.
Brillenpinguine nisten an den Küsten Südwestafrikas, doch sie werden dort immer seltener.

Zwischen 2004 und 2011 spielte sich eine Katastrophe für die südafrikanischen Brillenpinguine (Spheniscus demersus) ab: Die Zahl der Vögel schwand um mehr als 60 000 Vögel in den beiden wichtigen Brutkolonien von Robben und Dassen Island. Die Tiere waren verhungert, nachdem zuvor der Bestand an Sardinen im Meer zusammengebrochen war – die wichtigste Nahrung der Pinguine. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von Robert Crawford vom Department of Forestry, Fisheries and the Environment in Kapstadt und seinem Team: Die Art gilt inzwischen als stark vom Aussterben bedroht.

Die Arbeitsgruppe hatte dazu verschiedene Daten ausgewertet. Neben Bestandszählungen der Pinguine zwischen 1995 und 2015 richteten sie ihren Blick vor allem auf die wichtigste Nahrung der Tiere: Sardinen, die in riesigen Schwärmen vor der Westküste Südafrikas vorkommen – oder besser gesagt vorkamen. Denn seit 2004 erreichen die Schwärme nur noch ausnahmsweise frühere Größen, meist liegt ihre Biomasse lediglich bei maximal einem Viertel des Durchschnitts aus dem vorherigen Vergleichszeitraum. Nur für drei Jahre konnten die Wissenschaftler größere Fischzahlen ermitteln. Das zeigt sich unter anderem daran, wie sich die Nahrung eines anderen fischfressenden Vogels zusammensetzt: Kaptölpel (Morus capensis) fressen ebenfalls Sardinen, aber bei Bedarf auch Sardellen. Während des Beobachtungszeitraums verschob sich bei ihnen ebenso das Verhältnis in Richtung Sardellen.

Brillenpinguine weichen jedoch nicht auf diese Fische aus: Sie sind auf Sardinen angewiesen, um Fettreserven anzulegen, bevor sie zur Mauser im Spätsommer und Herbst der Südhalbkugel an Land gezwungen werden. In einer 21 Tage währenden Periode werfen sie abgenutzte Federn ab und ersetzen sie durch neue – ein notwendiger Prozess, damit das Federkleid weiterhin wasserabweisend und wärmend bleibt. Während dieser Zeit können sie jedoch nicht ins Wasser, um zu jagen. Gelingt es ihnen nicht, vorher Energiereserven aufzubauen, verhungern sie oder fallen geschwächt eher Fressfeinden oder Krankheiten zum Opfer, was auf Robben und Dassen Island der Fall war, sich aber wohl auf andere wichtige Nistplätze übertragen lässt. Seit 1995 ist der Gesamtbestand der Pinguine um 80 Prozent geschrumpft.

Der Rückgang der Sardinen hat laut den Forschern zwei Ursachen: Der Laicherfolg der Fische hängt eng mit den Wassertemperaturen und dem Salzgehalt des Meeres zusammen. Beide Bedingungen haben sich vor der südafrikanischen Westküste für die Fische verschlechtert, weshalb die Schwärme dort inzwischen deutlich kleiner sind. Vor der Südküste verbesserte sich die Situation dagegen, sodass dort mittlerweile mehr Sardinen vorkommen. Die Pinguine blieben jedoch ihren Brutplätzen treu und folgten den Schwärmen nicht. Das Gleiche gilt für die südafrikanischen Sardinenfangflotten, die weiterhin vor der Westküste schwerpunktmäßig ihre Netze auswarfen und bis zu 80 Prozent der verbliebenen Sardinen fischten. Für die Pinguine blieb schlicht wenig übrig.

Inzwischen wurden Maßnahmen ergriffen, um die Pinguine zu schützen, darunter künstliche Nisthilfen, die Bekämpfung von eingeschleppten Fressfeinden auf den Inseln, die Handaufzucht von Küken und sogar Fangverbote rund um die sechs wichtigsten Brutkolonien während Brut- und Mauserzeit. Ob dies erfolgreich ist, muss jedoch noch abgewartet werden.

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  • Quellen
Crawford, R. et al., Journal of African Ornithology 10.2989/00306525.2025.2568382, 2025

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