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Artenvielfalt: Expeditionen finden Fisch-Bonanza

Der Madidi-Nationalpark in Bolivien gilt als einer der artenreichsten weltweit. Eine Inventur der Fische bestätigt das eindrucksvoll. Ein Zehntel sind sogar unbekannte Arten.
Apisthogramma resticulosa aus dem Madidi-Nationalpark
Die Fischart Apisthogramma resticulosa gehört zu den zahlreichen Süßwasserspezies im Madidi-Nationalpark in Bolivien.

Von 6000 Meter hohen Andengipfeln über trockene Täler bis hinab ins feuchtheiße Amazonasbecken mit seinen Regenwäldern: Der Madidi-Nationalpark in Bolivien umfasst zahlreiche Ökosysteme und gilt deshalb als eines der artenreichsten Schutzgebiete der Erde. Das bestätigte eine Inventur der Fische, die in dem rund 20 000 Quadratkilometer großen Park vorkommen. Sie wurde nun im Journal »Neotropical Hydrobiology and Aquatic Conservation« publiziert.

Auf mehreren Expeditionen zwischen 2015 und 2018 unter der Leitung von Robert Wallace von der New Yorker Wildlife Conservation Society wiesen die Expertinnen und Experten insgesamt 333 Fischarten nach, darunter mindestens 35 Spezies, die bislang wissenschaftlich noch nicht beschrieben waren. Das sind mehr als doppelt so viele Arten wie in ganz Europa, wo man bislang rund 130 Süßwasserfischarten kennt. Die im Madidi lebenden Fische reichen in der Größe vom drei Meter langen und 200 Kilogramm schweren Arapaima (Arapaima gigas) bis hin zum nur 1,5 Zentimeter langen Zahnkarpfen Anablepsoides beniensis, der in den Tümpeln der Beni-Savanna existiert.

Eine weitere, noch nicht bestimmte Zahnkarpfenart besiedelt in 4300 Meter Höhe Seen in den Anden und damit einige der am höchsten gelegenen Gewässer des Kontinents. Und ebenfalls vorhanden ist eine Katzenwelsart namens Trichomycterus barbouri, lokal als Chipi Chipi bekannt, die saisonale Massenwanderungen unternimmt und dabei mit Hilfe ihrer Zähne über Felsen klettert. Dazu kommen beliebte und für die Bevölkerung wichtige Speisefische wie der Dourado (Salminus brasiliensis), ein grün bis gold irisierender Lachssalmer, der gigantische Riesenantennenwels (Brachyplatystoma filamentosum) oder auch Zitteraale, die elektrische Stöße verteilen können.

Wegen seiner Größe und der Unzugänglichkeit der Region ist der Madidi nur unzureichend wissenschaftlich untersucht. Erst 2021 beschrieben Biologen beispielsweise die Inti-Tangare (Heliothraupis oneilli), deren Brutgebiet in einem kleinen, isolierten Lebensraum auf der Ostseite der bolivianischen Anden liegt: dem trockenen Machariapo-Tal im Regenschatten zweier Bergketten.

Die Fischinventur erfolgte im Rahmen der Initiative »Identidad Madidi«. Sie hatte zum Ziel, den rekordverdächtigen Status des Parks zu festigen und gleichzeitig die Bedeutung von Madidi für die bolivianische Bevölkerung zu vermitteln. Weitere Ergebnisse anderer Expeditionen sollen daher bald veröffentlicht werden.

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