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Artenvielfalt: »Geist des Waldes« manifestiert sich

Jahrzehntelang blieb sie der Wissenschaft verborgen, nur ihre Stimme kannte man. Nun entdeckten Biologen endlich die dazugehörige Eulenart von der Insel Príncipe.

Mindestens seit 1928 kennen Menschen auf der zentralafrikanischen Insel Príncipe dieses Waldwesen, das sich meist nur durch ein kurzes »Tuu« bemerkbar macht. Knapp 90 Jahre später konnten Wissenschaftler dann erstmals den Verursacher des Rufs beobachten. Doch jetzt gelang es Martim Melo von der Universität Porto und seinem Team, die verantwortliche Zwergohreule in »ZooKeys« fachlich zu beschreiben – dank des Rangers Ceciliano do Bom Jesus, genannt Bikegila, der die Vögel im dichten Regenwald seiner Heimat aufspürte. Nach ihm wurde die Art auch benannt.

Insgesamt vier Exemplare der Príncipe-Zwergohreule (Otus bikegila) konnten Melo und Co dadurch für wissenschaftliche Zwecke sammeln und vermessen. Von verwandten Arten unterscheidet sich die Eule durch ihre Gefiederfärbung und Größe; Gentests bestätigten, dass sie einzigartig ist. Besonders charakteristisch ist zudem ihr Ruf: ein kurzer, schnell wiederholter Ton, der eher an Insekten erinnert als an Vögel. Die Eulen lassen ihn vor allem während der Dämmerung erklingen, wobei Pärchen ihn im Duett wiedergeben.

Anschließend wurde die gesamte Insel untersucht, um die Verbreitung und den Bestand der neuen Art zu ermitteln, was in einer zweiten Studie in »Bird Conservation International« veröffentlicht wurde. Die Eulen leben wohl nur noch in den verbliebenen alten Tieflandregenwäldern von Príncipe im unbewohnten Südteil der Insel. Das Verbreitungsgebiet umfasst lediglich 15 Quadratkilometer. Auf dieser kleinen Fläche ist die Populationsdichte der Eule allerdings relativ hoch: Ihr Gesamtbestand wird auf etwa 1000 bis 1500 Individuen geschätzt.

Dennoch schlagen die Wissenschaftler vor, die Art als vom Aussterben bedroht einzustufen; zumal ein Teil des Gebiets trotz seines Schutzstatus von einem kleinen Wasserkraftwerk betroffen sein könnte. Die Zwergohreule ist die achte bislang bekannte endemische Vogelart der Insel, was für die Fläche von knapp 140 Quadratkilometern als außergewöhnlich hoher Wert gilt. Zusammen mit der Hauptinsel São Tomé gilt das Archipel als Hotspot der Artenvielfalt mit sehr vielen nur hier vorkommenden Tier- und Pflanzenspezies.

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