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Artenvielfalt: Größte Vogelart seit Langem neu entdeckt

Steißhühner sind eng verwandt mit den ausgestorbenen Moas. Droht einer neu entdeckten Art das gleiche Schicksal wie den neuseeländischen Riesenvögeln?
Ein Vogel mit braunem Gefieder steht auf einem Waldboden, der mit trockenen Blättern bedeckt ist. Der Hintergrund zeigt moosbedeckte Erde und verstreute Äste. Der Vogel blickt aufmerksam zur Seite.
Tinamus resonans lebt in einer abgelegenen Region im brasilianischen Amazonsgebiet. Die Art entging daher lange der Wissenschaft.

Die Serra do Divisor erstreckt sich entlegen im Westen Brasiliens an der Grenze zu Peru und gilt als kaum erforscht. Das kleine Gebirge bietet daher gute Gelegenheiten, um bislang unbekannte Arten neu zu entdecken. Und tatsächlich gelang einer Gruppe von Ornithologen um Luis Morais von der Universität von Rio de Janeiro hier der erste Nachweis einer bis dahin unbeschriebenen Steißhuhnart: Tinamus resonans ist das erste neue Mitglied dieser Vogelfamilie seit 1950. 

Das Team hatte 2021 die ersten Hinweise auf diese mit den neuseeländischen Moas verwandten Vögel mitbekommen: Sie hörten immer wieder einen fremdartigen, wiederkehrenden Ruf, der sich nach typischen Steißhuhnlauten anhörte, aber keiner bekannten Art zugeordnet werden konnte. Das zerklüftete Gelände und der dichte Unterwuchs verhinderten jedoch, dass die Forscher die Vögel auch sichteten. Erst als sie 2024 wiederkehrten, gelang es ihnen, die Tiere mithilfe von Tonaufnahmen anzulocken, zu fotografieren und ein Typusexemplar zu sammeln, um die Spezies genauer bestimmen zu können.

 Diese Untersuchung bestätigte, dass es sich bei diesen hühnergroßen Vögeln wirklich um eine bis dahin unbeschriebene Steißhuhnart handelt, die sich nicht nur von den Rufen, sondern auch in der Färbung und morphologisch von ihren Verwandten unterscheidet. Wie diese kann Tinamus resonans nur schlecht fliegen und verbringt die meiste Zeit am Boden im dichten Unterwuchs, wo sie nach Nahrung sucht.

Menschen gegenüber zeigten die angelockten Vögel wenig scheu, was darauf schließen lässt, dass sie nicht bejagt werden. Doch gerade das macht die Art anfällig für zukünftige Störungen. Die Serra do Divisor ist zwar unbesiedelt und in Teilen ein Schutzgebiet, doch bestehen Pläne, Straßen in unmittelbarer Nähe durch den Regenwald zu schlagen und die Region zu erschließen. Das bringt jedoch neben Abholzung auch sicher Jagd mit sich. Die Menschen gegenüber unbedarften Vögel sind daher potenzielle, leichte Opfer.

Die Forscher drängen daher darauf, das Gebiet auch zukünftig stark zu schützen und die Straßenbaupläne zu ändern. Das Gebirge ist wegen seiner Lage inmitten des Amazonasbeckens einzigartig und besitzt viele Arten, die nur hier nachgewiesen wurden. Es ist zudem einer der am weitesten östlich gelegenen Ausläufer der Anden, aber von diesen durch Tiefland getrennt: Es finden sich hier also Gebirgsarten, die sich isoliert weiterentwickeln konnten.

  • Quellen
Morais, L. et al., Zootaxa 10.11646/zootaxa.5725.2.6 , 2025

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