Artenvielfalt: »Kill-Bill«-Vogel neu entdeckt
Ein jeder Hobbyornithologe träumt wohl davon, eine neue Vogelart zu entdecken: Knapp nach der Jahrtausendwende tauchte denn auch während einer Beobachtungstour ein Vogel vor den Ferngläsern der Beteiligten auf, der in keinem Bestimmungsbuch vorkam. Seine charakteristische gelbe Färbung und der schwarze Streifen über dem Auge erinnerten die Birdwatcher an den Dress von Uma Thurman im Film »Kill Bill«, weswegen der Vogel schnell seinen Spitznamen weg hatte. 20 Jahre später wurde die »Kill-Bill«-Tangare nun endlich durch ein Team um Daniel Lane vom LSU Museum of Natural Science in Baton Rouge in »Ornithology« wissenschaftlich beschrieben und mit einem richtigen Namen versehen.
Die Inti-Tangare (Heliothraupis oneilli) ist dabei nicht nur eine eigene Art, sondern gehört auch einer eigenen neuen Gattung an, weil sie sich deutlich von verwandten Arten unterscheidet. Trotz ihrer auffälligen Färbung blieb sie lange unentdeckt, weil sie in einem kleinen, isolierten Lebensraum auf der Ostseite der bolivianischen Anden vorkommt: dem Machariapo-Tal, das im Regenschatten zweier Bergketten liegt und relativ trocken ist. Dort spürte sie der Ornithologe Frank Rheindt nach jahrelanger Suche 2011 auf; vorherige Expeditionen waren stets leer ausgegangen. Zuvor stammten alle Nachweise aus Peru.
Rheindt, der 2020 der Wissenschaft gleich fünf neue Vogelarten aus Indonesien vorgestellt hatte, besuchte die Region jedoch in der Regen- und nicht in der Trockenzeit wie andere Teams. Zu dieser Jahreszeit sind die Tiere lokal sogar relativ häufig, während sie nach Ende der Brutzeit in feuchtere Gebiete nach Peru abwandern – ein recht seltenes Verhalten innertropischer Migration von Sperlingsvögeln.
Es dauerte allerdings noch acht weitere Jahre, bis Lane, Rheindt und Co genügend Material zusammenhatten, um die Art und ihre Stellung im Stammbaum der Tangaren zu bestimmen. Ihr Name »Inti« leitet sich dabei vom Ketschua-Wort für Sonne ab – was nach Aussage der Wissenschaftler nicht nur mit ihrer gelben Färbung zu tun hat: Die Männchen sitzen häufig auch tagsüber auf sonnigen Plätzchen und singen. Wegen ihres kleinen Brutgebiets muss die Art tendenziell als bedroht gelten. Doch die Region ist relativ abgeschieden und noch unberührt, da sie im Madidi-Nationalpark liegt.
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