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Artenvielfalt: »Meisterarchitekten« der Spinnenwelt entdeckt

Sie lauern im Boden und zerren Beute zackig in ihre Wohnröhre: Falltürspinnen sind Stoff für Horrorfilme und ziemlich faszinierend. In Nordaustralien wurden neue Arten aufgespürt.
Eine Nahaufnahme einer braunen Spinne auf einem felsigen Untergrund. Die Spinne hat einen glänzenden Körper und acht Beine, die sich über die raue Oberfläche erstrecken. Es gibt keinen Text im Bild.
Kwonkan nemoralis ist nur ungefähr so groß wie ein australisches 20-Cent-Stück.

Wer Spinnen nicht mag, sollte Australien meiden: Mindestens 10 000 Spinnenarten leben auf dem Kontinent – und praktisch jede Expedition in entlegene Landesteile bringt bis dahin unbekannte Spezies mit. Ein Team um Jeremy Wilson von der University of Western Australia in Crawley beispielsweise wies erstmals Falltürspinnen in der Kimberley-Region im Norden Australiens nach. Gleich zwei neue Arten konnten die Biologen beschreiben: Kwonkan fluctellus und Kwonkan nemoralis.

Gefunden wurden die Achtbeiner während eines so genannten »Bush Blitz« 2022: Diese Expeditionen finden mehrmals pro Jahr statt und führen in abgelegene Gegenden Australiens, um dort nach neuen oder seltenen Arten zu suchen – finanziell und logistisch oft schwierige Unterfangen. Die Kimberley-Region etwa umfasst ein riesiges, dünn besiedeltes Gebiet, das zu großen Teilen nur mit dem Flugzeug oder querfeldein erreichbar ist. Hier gibt es einige der größten, noch weitgehend unberührten Savannenlandschaften der Erde.

Die beiden Spinnenarten leben jedoch in einem ganz besonderen Ökosystem der Kimberleys: tief eingeschnittenen Schluchten, in denen es feuchter und kühler ist als in den umgebenden Offenlandschaften, so dass hier dichte Feuchtwälder mit eigener Vegetation wachsen. An einem der Bachläufe, die durch diese Schluchten führen, bemerkten die Wissenschaftler kreisrunde Öffnungen im Boden, die eine Art Seidenring am Eingang trugen, hinter dem sich ebenfalls eine mit Spinnenseide ausgekleidete Erdröhre anschloss.

Vor allem der ausgeklügelt konstruierte Seidenring stieß auf das Interesse von Wilson und Co: In ihm sind zahlreiche Sandkörner eingebettet und er ist beweglich. Bei Störungen kollabiert dieser Kragen um den Höhleneingang und verschließt ihn, während der Sand ihn perfekt tarnt und für Fressfeinde wie Skorpione, Tausendfüßler und Wespen praktisch unsichtbar macht. Nähert sich hingegen kleinere und damit potenzielle Beute stürzt diese in die Höhle und kann nicht mehr entkommen.

Verwandte Arten konnten bislang nur in Südaustralien nachgewiesen werden. Die Funde von Wilsons Team erweitern die Verbreitung der Gattung also beträchtlich. Im Gegensatz zu anderen Neuentdeckungen in der australischen Spinnenwelt sind diese Falltürspinnen jedoch eher klein: Kwonkan nemoralis etwa passt auf eine australische 20-Cent-Münze.

  • Quellen
Australian Journal of Taxonomy 10.54102/ajt.voay9, 2025

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