Artenvielfalt: Unbekannte Säugetiere in sagenumwobenem Wald gefunden

Bis zur Ankunft der Inkas um 1470 lebte das Volk der Chachapoya in dichten, feuchten Nebelwäldern der Anden im Norden Perus. Um ihre archäologischen Stätten zu bewahren, richtete die peruanische Regierung den Río-Abiseo-Nationalpark ein, der gleichzeitig eine riesige Artenvielfalt beherbergt. Sie ist in Teilen noch völlig unerforscht und immer gut für Neuentdeckungen, wie sie auch einem Team um Silvia Pavan von der California State Polytechnic University, Humboldt gelangen: Während einer Expedition stießen die Biologen unter anderem auf eine bis dahin nicht bekannte Zwergbeutelratte: Marmosa chachapoya fiel den Wissenschaftlern 2018 wegen ihrer Fellfarbe und der großen Augen in der Nähe einer der archäologischen Stätten auf.
Die Expedition war eigentlich auf der Suche nach einer mysteriösen Hörnchenart, die in der Region leben soll. Stattdessen fand sie auf rund 2700 Metern Höhe die Zwergbeutelratte. Da diese Beuteltiere bislang nur in tieferen Lagen nachgewiesen wurden, ging Pavan sofort von einer neuen Art aus. Nachfolgende genetische und morphologische Studien an dem Tier und Vergleiche mit den Daten von anderen Zwergbeutelratten aus Museumsbeständen bestätigten dann, dass es sich um eine unbekannte Spezies handelte. Zu Ehren der Chachapoya-Kultur benannten die Forscher sie Marmosa chachapoya.
Das nur etwa zehn – mit Schwanz 25 – Zentimeter lange Tier besitzt ein rotbraunes Fell und eine charakteristische, schwarze Gesichtszeichnung, die wie eine Maske wirkt. Mehr als die reine Physiognomie der Art ist bisher nicht bekannt. Außer dem Typusexemplar konnte noch kein weiteres Tier beobachtet oder gefangen werden.
Marmosa chachapoya war nicht das einzige unbekannte Säugetier, das die Biologen um Pavan in dem Nationalpark aufspürten: Weitere sollen in nächster Zeit beschrieben werden, darunter auch ein Nagetier, das große Teile seines Lebens im Wasser verbringt. Nur das gesuchte Hörnchen entzog sich den Nachstellungen. Und auch von den Chachapoya, die ihre Behausungen auf den Berggipfeln bauten, harren noch einige versteckte Fundstätten der näheren Begutachtung: Dank moderner Laserscans offenbarten sich erst 2025 rund 100 Ruinen des sagenumwobenen Volks der Wissenschaft.
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