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Pharmakologie: Arznei aus der Wüste?

Bei ihrer Suche nach neuen Medikamenten gegen Tropenkrankheiten haben Forscher von der Universität von Ohio eine möglicherweise bahnbrechende Entdeckung an zwei Pflanzen aus der Mojave-Wüste gemacht. Die Schmetterlingsblütler P. arborescens [1] und Psorothamnus polydenius [2] enthalten Substanzen, welche die Erreger der Leishmaniose und der Schlafkrankheit abtöten können. Bei Versuchen mit Nierenzellen von Affen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Substanzen das Wachstum der Parasiten hemmten, ohne die Zellen zu schädigen.

Von ihrer Entdeckung versprechen sich die Forscher eine Wende in der Behandlung beider Krankheiten. Denn die zur Verfügung stehenden Medikamente sind bislang teuer und manche zudem toxisch, so Karl Werbovetz, Koautor der Studie. Man hoffe, dass sich aus den Wüstenpflanzen Wirkstoffe entwickeln lassen, die gleichermaßen günstig und effektiv sind. Auch sollten diese dann nicht mehr injiziert werden müssen, wie bislang bei der Therapie üblich, sondern könnten oral eingenommen werden.

Leishmaniosen umfassen eine ganze Gruppe von Infektionserkrankungen, die von Geißeltierchen, so genannten Flagellaten der Gattung Leishmania, ausgelöst werden. Sie sind insbesondere in tropischen und subtropischen Ländern verbreitet. Je nach Verbreitungsgebiet werden die Erreger von Sandmücken oder Schmetterlingsmücken übertragen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erkranken jedes Jahr über zwei Millionen Menschen an Leishmaniose. Etwa eine halbe Million davon leidet an der viszeralen Form, die die inneren Organe befällt. Die Erkrankung beginnt oft schleichend mit Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und Fieber. Leber und Milz schwellen an, und es treten immer wieder Fieberepisoden auf. Mit zunehmender Erkrankungsdauer sind die Betroffenen geschwächt und der Körper lagert vermehrt Wasser ein, was zu Ödemen führt. Außerdem treten Blutungen in Lunge, Darm und Schleimhäuten auf. Die Patienten sterben häufig im Zusammenhang mit weiteren Infektion nach ein bis zwei Jahren.

Unbehandelt verläuft auch die Schlafkrankheit ähnlich fatal. Sie wird durch Parasiten namens Trypanosoma brucei hervorgerufen und durch die Tsetse-Fliege übertragen. Allerdings ist auch die Behandlung riskant, da das Medikament Arsen enthält. Etwa fünf Prozent der Patienten sterben daran. Die Schlafkrankheit beginnt mit hohem Fieber, Ausschlag und Schwellung der Drüsen. Unbehandelt kann sich die Infektion auf das Gehirn ausbreiten und zu Koma und Tod führen.

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