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Eyjafjallajökull : Asche über München und Leipzig

Eyjafjallajökull
Auf ihrem Messflug von Oberpfaffenhofen über Leipzig an die niederländische Grenze hat die Falcon 20E des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) belegt, dass sich vulkanische Aschen über der Bundesrepublik befinden. Demnach schweben über München und Leipzig zwei Aschewolken teils übereinander, teils haben sie sich zu einer Schicht vereinigt. Über Hamburg ist der Staub des Eyjafjallajökull dagegen oberhalb von drei Kilometer Höhe praktisch verschwunden. Die speziell ausgerüstete Maschine des DLR hatte auf ihrem Flug quer über Deutschland verschiedene Flughöhen zwischen zwei und zwölf Kilometern angesteuert, in denen der normale Linienflugverkehr eigentlich stattfindet.

Eyjafjallajökull | Immer noch spuckt der isländische Vulkan Asche in den Himmel über der Insel – allerdings wohl mit nachlassender Intensität. Die Überreste des letzten großen Ausbruchs wabern dagegen noch über Deutschland.
Das an Bord befindliche LIDAR-Instrument (light detection and ranging, ein laserbasiertes Messgerät) zeigte Aschewolkenstrukturen aus vertikalen Schichten, die in sehr unterschiedlichen Höhen lagen. Die parallel laufenden Aerosolmessungen deuteten allerdings darauf hin, dass die Falcon 20E in schon gealterten Vulkanaschewolken unterwegs war. Zeitweilig sahen die Piloten während des Flugs eine bräunliche Wolkenfärbung, was auf Partikel des Vulkans zurückgeht. Die Konzentration der Schmutzfracht liegt mittlerweile in Bereichen, wie sie durch Staubstürme aus der Sahara bei uns verursacht werden – allerdings wiesen viele Partikel eine Größe von mehr als drei Mikrometern auf, deren Konzentration untypisch sei für eine unverschmutzte Troposphäre: Bei der Messung über Leipzig habe man in vier Kilometer Höhe einen Wert von 60 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgestellt, so das DLR.

Über München lagen zwei Vulkanaschewolken, die jeweils zwischen 500 und 1000 Meter mächtig waren. Nachgewiesen wurde das Material aber praktisch deutschlandweit entlang der Flugroute in Höhen von 3,5 bis 6 Kilometern, wobei die jeweiligen Bedingungen schon nach 100 oder 200 Kilometer Distanz in ihren Eigenschaften wechselten. Die höchsten Konzentrationen maßen die Forscher in der so genannten atmosphärischen Grenzschicht, die sich in Höhen bis maximal drei Kilometer erstreckt und wo sich auch "normale" Abgase und Stäube von der Erdoberfläche konzentrieren. Erhöhte Mengen an Kohlenmonoxid oder Ozon wiesen sie dagegen nicht nach.

Am Dienstag meldete die britische Wetterbehörde, dass sich neue Aschewolken der Insel näherten. Immerhin deutet das Meteorologische Institut in Reykjavík vorerst eine zukünftige Entspannung an, da sich der Eyjafyoll – so der Name des Vulkans unter dem Eyjafjallajökull-Gletscher – etwas beruhigt habe und weniger Asche und Dampf ausstoße, stattdessen fördere er wieder mehr Lava wie zu Beginn der Aktivität. Zudem erreiche die Rauchsäule nur noch eine geringe Höhe. Die Chefin des Vulkanologischen Instituts in Reykjavík, Rikke Pedersen, bezeichnete die jüngste Entwicklung sogar als "optimal" für die Lösung der Luftfahrtprobleme in Europa. Sie sagte gegenüber dem dänischen TV-Sender DR, ein plötzlicher Umschlag mit riesigen neuen Aschemengen sei nach derzeitigem Stand nicht zu erwarten. Allerdings könnten sich auch wieder neue Krater auf dem Gletscher öffnen.

Die Lufthansa startet zusammen mit dem Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz einen eigenen Testflug, bei dem sie einen speziell ausgerüsteten Airbus über Europa schickt. Ein Teil der Asche ist mittlerweile auf dem Boden niedergegangen – zumindest in höheren Lagen der Bundesrepublik. Bereits am Wochenende maßen Wissenschaftler am Schneefernerhaus auf der Zugspitze eine achtmal so hohe Feinstaubkonzentration wie im langjährigen Schnitt: Statt der üblichen vier bis fünf Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft traten nun Werte bis zu 35 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter auf. Eine Gefahr für die Gesundheit bestehe jedoch nicht, entwarnt das Umweltbundesamt. (dl)

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