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News: Aschenputtel lebt gefährlich

Die Karibikinsel Montserrat hat eine Eigenheit: Sie ist von vulkanischer Asche überzogen. Eine Gruppe von Forschern aus Großbritannien hat festgestellt, daß diese ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für Menschen darstellt. Die Asche, die der Soufriere Hills-Vulkan seit 1995 in großen Mengen ausstößt, enthält hohe Konzentrationen von Cristobalit. Das Mineral kann die Lungenkrankheit Silikose verursachen.
Gewaltige Eruptionen auf Montserrat machten in der Vergangenheit eine Evakuierung des südlichen Teils der Insel erforderlich. Viele Einwohner harren der Entwicklung im Norden. Doch auch dort entkommen sie den Auswirkungen des Vulkans nicht.

Die Untersuchung der überall verteilten Vulkanasche durch ein Forscherteam unter Leitung von Peter Baxter von der University of Cambridge ergab, daß sie schädliche Konzentrationen sehr kleiner Körnchen des Silica-Minerals Cristobalit enthält (Science, Ausgabe vom 19. Februar 1999). Wird sie über einen längeren Zeitraum oder in großen Mengen eingeatmet, so kann das Mineral Silikose verursachen. Diese Lungenerkrankung tritt normalerweise bei Quarzbergarbeitern, Steinmetzen, Sprengarbeitern und Tunnelbauern auf. Silikose entsteht, wenn winzige Partikel von kristallinem Silica – klein genug, um in die engsten Atemwege und Lungenalveolen einzudringen – in den Lungen eingebettet werden. Die Partikel sammeln sich an und verursachen eine Verdickung und Vernarbung des Gewebes, so daß die Lungen schließlich nicht mehr ausreichend Sauerstoff ins Blut transportieren können. Weil diese Effekte sich über einen langen Zeitraum entwickeln, sind die Auswirkungen der Belastungen in Montserrat letzten Endes noch nicht absehbar.

Der Vulkan Soufriere Hills produziert zwei unterschiedliche Arten von Auswurfmaterial. Beim ersten Ausbruch wurde Magma aus dem Inneren des Vulkans als dicke, träge Lava herausgefördert, die im Krater einen gewaltigen vulkanischen Dom auftürmte. Werden die Seiten des Doms zu steil, fällt er in regelmäßigen Abständen in sich zusammen. Dies führt zu weiteren gewaltigen und auch häufigeren Eruptionen. Vermutlich plombiert der Dom den Förderschlot und schließt dabei Gase ein. Der Druck dieser eingeschlossenen Gase steigt, bis bei einer Explosion die Staukuppe zerstört wird.

Nachdem der Soufriere Hills vor dreieinhalb Jahren erneut erwachte und dabei langanhaltende Eruptionen und andauernde Ascheregen verursachte, frage sich Baxter, ob die Asche Cristobalit enthalten könnte. Er und sein Team fanden hohe Konzentrationen schädlicher Cristobalit-Partikel in der Asche, die vom Lavadom stammte. Diese Mengen waren zwei bis fünfmal höher als in der Asche aus dem Inneren des Vulkans. Dies deutet darauf hin, daß die Menge der Cristobalit-Kristalle zwischen den Eruptionen im Lavadom anwuchs und sie sich in den Asche-Eruptionen weiter konzentrierten. Aus diesem Grund könnten Vulkane mit Lavadomen größere Risiken für Silikose darstellen als andere Arten von Vulkanen.

Um diese Risiken näher zu erforschen, überprüften die Wissenschaftler die Belastung der dortigen Menschen. Sie entdeckten dabei, daß menschliche Aktivitäten erheblich zur Konzentration der schädlichen Partikel in der Luft beitragen. Ursprünglich fällt die Asche in großen Trauben, ähnlich wie Schneeflocken, die sich zusammenklumpen. Es scheint, daß Autofahren, Straßenfegen oder Kinderspiele die Trauben auf dem Boden auseinanderbrechen und die winzigen Partikel sich so wieder in die Luft resuspendieren. Stephen Sparks von der University of Bristol, Mitglied in Baxters Forschungsteam, ist deshalb nicht der Meinung, der Zeitraum direkt nach einer Eruption sollte als der gefährlichste angesehen werden. Er weist darauf hin, daß die in der Luft befindliche Asche kaum erkennbar ist, aber "sie hängt ziemlich lange dort."

Weitere Arbeit ist erforderlich, um die gesundheitlichen Auswirkungen des Einatmens vulkanischer Asche zu verstehen. Zum Beispiel müssen die Forscher akzeptable Niveaus der Aschebelastung festlegen und die Auswirkungen kurzzeitiger Aussetzung untersuchen. "Unsere Ergebnisse öffnen alle möglichen Türen für die weitere Forschung", sagte Sparks.

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