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AstraZeneca: Charité stoppt Impfungen bei jüngeren Frauen

Insgesamt 31 Fälle der gefährlichen Blutgerinnsel sind nach der Impfung aufgetreten, fast alle bei Frauen. Nun stoppt die Berliner Klinik die Impfung von Mitarbeiterinnen unter 55.
Impfung

Erneut gibt es einen Impfstopp beim AstraZeneca-Impfstoff. Nachdem weitere Fälle von Hirnvenenthrombosen in Deutschland bekannt wurden, verabreicht die Berliner Charité nun nach eigenen Angaben den Impfstoff vorerst nicht mehr an Frauen unter 55 Jahren. Die Vivantes-Kliniken des Landes Berlin folgten dem Schritt. Schon am Montag hatte der Landkreis Euskirchen die gleiche Maßnahme ergriffen. Dort waren bei zwei Frauen Sinusvenenthrombosen aufgetreten, eine von ihnen starb. Die Impfung bei jüngeren Frauen auszusetzen, war bereits in der Diskussion, weil von Anfang an weit überwiegend Frauen betroffen waren.

Laut einem Bericht des »Spiegel« sind inzwischen 31 Fälle von Hirnvenenthrombosen in den ersten zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten – 29 davon bei Frauen. Neun Menschen starben. Wie das Magazin berechnet, kommt bezogen auf geimpfte Frauen unter 70 Jahren ein Fall auf etwa 60 000 Impfungen. Das ist weit mehr, als die erste Analyse nahelegte.

Offene Fragen um Häufigkeit und Mechanismus

Wegen erster Berichte über solche Hirnvenenthrombosen hatten Deutschland und zahlreiche andere EU-Staaten Mitte März die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff AZD1222 vorübergehend ausgesetzt. Die Europäische Arzneimittelbehörde stufte das Mittel nach einer Prüfung als sicher ein.

Die EMA hatte jedoch ausdrücklich nicht ausgeschlossen, dass es einen Zusammenhang zwischen der AstraZeneca-Impfung und den beobachteten Hirnvenenthrombosen gibt. Tatsächlich gehen viele Fachleute davon aus, dass es sich bei dem Immunangriff auf die Blutplättchen, der zur Sinusvenenthrombose führt, tatsächlich um eine seltene Impfreaktion handelt, die überwiegend Frauen unter 50 Jahren betrifft.

Diese ist wohl deutlich häufiger, als es zuerst den Anschein hatte – womöglich auch, weil die Fälle verzögert gemeldet werden. Allerdings sind nach wie vor wesentliche Fragen ungeklärt. So ist nur sehr ungenau bekannt, wie häufig Sinusvenenthrombosen wirklich in der Bevölkerung sind. Zusätzlich steht auch der angenommene Mechanismus wieder in Frage. Nur bei zwei Dritteln der Betroffenen kam die Sinusvenenthrombose mit einem Mangel an Blutplättchen zusammen. Diese Kombination jedoch ist typisch für die Immunreaktion hinter dem angenommenen Mechanismus. Nun muss geklärt werden, ob noch andere Ursachen eine Rolle spielen – oder ob das Symptom schlicht in einigen Fällen nicht gemeldet wurde.

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