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Beobachtungstipps im Dezember: Mars dominiert zum Jahresende

Der Dezember steht ganz im Zeichen des Roten Planeten: Mars erreicht seine Opposition und wird am Oppositionstag sogar vom Vollmond bedeckt. Zum Monatsende zeigt sich Merkur zaghaft am Abendhimmel.
Der Planet Mars

Merkur verabschiedet sich vom Jahr 2022 am Abendhimmel: Der flinke Planet erreicht am 21. Dezember seine größte östliche Elongation. Etwa ab der Monatsmitte kann man ihn in der Dämmerung tief über dem Südwesthorizont aufspüren. Die beste Zeit dafür ist kurz vor Weihnachten: An Heiligabend steht Merkur, –0,3 mag hell, um 17 Uhr MEZ, wenn die Sonne sechs Grad unter den Horizont gesunken ist und die bürgerliche Dämmerung endet, 5,5 Grad über dem Horizont. Das ist nicht viel: Dunstfreier Himmel und ein Fernglas helfen sehr bei der Sichtung. An den folgenden Abenden kommt dann auch die mit –3,9 mag viel hellere Venus dazu: Am 24. Dezember befindet sie sich noch gut vier Grad westlich und damit tiefer als Merkur. Bis zum 29. des Monats nähern sich die beiden Planeten immer mehr an und kommen sich schließlich auf 1,5 Grad nah – Venus steht dann für uns links unterhalb von Merkur. Anschließend vertauschen sie ihre Rollen: Merkur sinkt Richtung Horizont, während die Venus an Höhe gewinnt und ihre Abendsichtbarkeit beginnt.

Venus stand am 22. Oktober in oberer Konjunktion. Sie entfernt sich ostwärts von der Sonne und beginnt Mitte Dezember ihre Abendsichtbarkeit, die bis in den Juli 2023 dauern und Anfang Mai des kommenden Jahres ihren Höhepunkt erreichen wird. Sie erhebt sich langsam aus dem Horizontdunst und erreicht am Silvesterabend kurz nach 17 Uhr knapp fünf Grad Höhe, wobei sie dann fast vier Grad südöstlich von Merkur steht. Venus ist –3,9 mag hell – für Teleskopbeobachtungen ist es aber noch zu früh (siehe »Perlenkette mit Trabant«).

Mars befindet sich am 8. Dezember im Sternbild Stier in Opposition. Just am Oppositionstag, genauer gesagt am Morgen des 8. Dezember, kommt es zu einer seltenen Bedeckung des Planeten durch den Vollmond: Berechnet für 50 Grad Nord und 10 Grad Ost, bedeckt der Mond um 06:03 Uhr MEZ den Planeten und gibt ihn um 06:59 Uhr wieder frei. Am besten schaut man sich das Ereignis im Fernrohr bei hoher Vergrößerung an, doch auch mit bloßem Auge oder dem Fernglas lässt sich die Bedeckung verfolgen (siehe »Mond verschluckt Roten Planeten«). Um vom Austritt nicht überrascht zu werden, empfiehlt es sich, das Teleskop auf die Marsposition nachführen zu lassen (sofern automatische Nachführung vorhanden), während der Planet sich hinter dem Mond verbirgt. Dank seiner Deklination von 25 Grad Nord kulminiert Mars bei dieser Opposition in einer Höhe von 65 Grad. Damit steigt die Chance auf ruhige Luft – ideal für die Beobachtung im Teleskop mit hoher Vergrößerung. Dunkle Albedostrukturen, helle Polkappen und eventuell marsianische Wetterphänomene sind zu verfolgen: Die Albedostrukturen sind Gebiete geringeren Reflexionsgrads, in denen der rote Marsstaub den Blick auf dunklere Gesteinsschichten freigibt. Die hellen Polkappen bestehen aus Wasser- und Kohlendioxideis. Die Tag-und-Nacht-Gleiche, also der nördliche Frühlingsanfang auf dem Mars, fällt auf den 26. Dezember. Deshalb bekommen wir in diesem Jahr einen guten Blick auf beide Marshemisphären. Nach dem Südsommer sollte die südliche Polkappe klein sein, die nördliche könnte hingegen von einem Eisnebel, der Polhaube, überzogen sein. Wegen seiner exzentrischen Bahn erreicht der Rote Planet seine Erdannäherung bereits am 1. Dezember. Der Nachbar ist an diesem Tag 0,55 Astronomische Einheiten (81,46 Millionen Kilometer) entfernt. Am irdischen Himmel erscheint er maximal 17,2 Bogensekunden groß und leuchtet als unübersehbar rötliches, –1,9 mag helles Gestirn zwischen den Stierhörnern.

Mond verschluckt Roten Planeten | In wenigen Minuten wird der Erdtrabant sich vor den Mars schieben und ihn etwa eine Stunde lang bedecken. Verpassen Sie nicht dieses grandiose Spektakel am Himmel.

Jupiter bekommt im Dezember zweimal Besuch vom Mond (siehe »Planetenkette mit Trabant«). Am 1. und 2. Dezember und am 29. des Monats passiert der zunehmende Erdtrabant den –2,4 mag hellen Riesenplaneten jeweils südlich. Die Begegnungen finden immer am Abendhimmel statt: Am Monatsersten geht Jupiter um 01:33 Uhr unter, am Silvesterabend bereits um 23:48 Uhr. Wir finden ihn nach Ende der Abenddämmerung hoch im Süden. Beim Blick durch das Teleskop zeigt sich die Jupiterscheibe etwa 40 Bogensekunden groß. Auch im Dezember lassen sich seine Wolkenstrukturen sowie die vier großen Jupitermonde Io, Europa, Ganymed und Kallisto beobachten.

Planetenkette mit Trabant | Jupiter kommt dem Mond am 29. Dezember besonders nahe. Am gleichen Abend enthüllt ein Blick nach Südwesten auch die Planeten Saturn und Venus.

Saturn erscheint gegen Ende der Abenddämmerung halbhoch über dem Südwesthorizont. Der 0,8 mag helle Ringplanet steht im Sternbild Steinbock (siehe »Planetenkette mit Trabant«). Seine Untergangszeiten verfrühen sich im Monatslauf von 21:50 Uhr auf 20:08 Uhr. Damit bleiben am Monatsende nur noch etwa anderthalb Stunden, um Saturn mehr als 10 Grad über dem Horizont zu beobachten: Seine Zeit geht zu Ende, er nähert sich seiner Konjunktionsstellung, die er Anfang Februar erreichen wird.

Uranus, der am 9. November in Opposition stand, ist im Dezember fast die gesamte Nacht als 5,7 mag helles Sternchen im Sternbild Widder, etwa 12,4 Grad südöstlich von Alpha Arietis (Hamal), zu sehen. Ihn zu finden, erfordert eine Sternkarte. Außer am Abend des 5. Dezember gegen 17:38 Uhr: Dann befindet sich der 12,5 Tage alte zunehmende Mond direkt neben dem unscheinbaren Planeten – er bedeckt Uranus sogar, und das nur knapp drei Tage vor der Marsbedeckung am Morgen des 8. Dezember. Anders als der helle Mars fällt Uranus neben dem Mond nur im Fernrohr auf. Immerhin findet der Eintritt an der schmalen, unbeleuchteten Mondseite statt, sollte also gut zu verfolgen sein. Der nur 3,8 Bogensekunden kleine Planet wird innerhalb von rund zehn Sekunden bedeckt. Der Austritt gegen 18:27 Uhr (berechnet für die Mitte Deutschlands) ist an der beleuchteten Mondseite erheblich schwieriger zu sehen. Uranus geht am Morgen des 31. Dezember um 03:56 Uhr unter.

Neptun wandert rückläufig durch den Wassermann. Den 7,7 mag hellen Planeten findet man mit Hilfe des strahlenden Jupiters in den benachbarten Fischen und des 4,2 mag hellen Sterns Phi Aquarii: Er liegt recht nahe der Mitte der Verbindungslinie zwischen den Objekten. Seine geringe Geschwindigkeit vor dem Sternhintergrund und Jupiters Stillstand Ende November gewährleisten diese Aufsuchhilfe für den gesamten Monat. Im Teleskop erscheint Neptun 2,3 Bogensekunden groß. Er geht zur Monatsmitte gegen 02:00 Uhr MEZ unter.

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