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News: Atlantikströmungen schwanken jahreszeitlich stark

Messbojen im Abendlicht
Die im Golfstromsystem ausgetauschten Wassermengen zwischen den Tropen und dem Nordatlantik schwanken anscheinend regelmäßig im Jahresverlauf um den Faktor 8. Zuvor gemeldete Abschwächungen des Systems, das warmes Oberflächenwasser nach Norden und kaltes Tiefenwasser nach Süden transportiert, durch den Klimawandel könnten deshalb wohl eher auf die bislang mangelhafte Datenbasis zurückzuführen sein.

Ausbringen der Messbojen | Erst die dauerhaft ausgebrachten Messbojen im Atlantik maßen die starken jahreszeitlichen Schwankungen im Golfstromsystem – vorherige punktuelle und zeitlich unregelmäßige Datenaufnahmen legten dagegen eine schleichende Abschwächung des Systems nahe.
Nach den neuen Messreihen von Stuart Cunningham vom National Oceanography Centre in Southampton und seinen Kollegen mit fest verankerten Sonden fließen im Jahresdurchschnitt 18,7 Sverdrup Wasser von Süd nach Nord und wieder zurück – ein Sverdrup entspricht dabei 106 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Je nach Zeitpunkt ist dieser Wert jedoch sehr variabel und kann mimimal 4,4 und maximal 35,3 Sverdrup betragen. Diese Werte sind nach Angaben der Forscher bis auf 1,5 Sverdrup genau, sodass sie eine langzeitige Abnahme relativ genau feststellen könnten. Vorherige Berechnungen kamen zu dem Ergebnis, dass sich der Umsatz zwischen 1957 und 2004 von 22,8 auf 14,8 Sverdrup verringert habe – sie beruhten allerdings nur auf einzelnen, zeitlich und räumlich begrenzten Messungen. Unbekannt ist zudem noch, wie stark die Strömungen von Jahr zu Jahr schwanken, was langfristig Vorhersagen zumindest erschwert.

Das Golfstromsystem ist ein starker Motor im globalen Klimageschehen und sorgt dafür, dass in Teilen West- und Nordeuropa vergleichsweise mildes Klima herrscht und Murmansk als Hafen eisfrei bleibt. Fiele es aus, könnten sich diese Regionen abkühlen und die Lebensbedingungen verschlechtern. Genau dies befürchten viele Klimatologen, da zu viel Süßwasser aus schmelzenden Grönlandgletschern oder zunehmenden Regen, die Umwälzung des Meerwassers verringern könnte – sinkende Salzgehalte im Nordatlantiks werden schon seit Längerem kontinuierlich gemessen. Am Ende der letzten Eiszeit ist bereits einmal passiert, als ein plötzlicher Zustrom von Schmelzwasser aus der amerikanischen Hudson-Bay den Golfstrom zum Erliegen brachte und die Wiedererwärmung Europas verzögerte. (dl)

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