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Erziehung: Auch bei der Mutterliebe geht Qualität vor Quantität

Berufstätige Mütter von Kleinkindern brauchen kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, ihr Sprössling komme aus Zeitmangel zu kurz. Einer neuen Studie zufolge gilt offenbar auch in Fragen der Mutterliebe die Devise: Qualität geht vor Quantität. So lautet jedenfalls das Fazit von Aletha Huston und Stacey Rosenkrantz Aronson von der Texas Universität in Austin, die im Rahmen ihrer Studie die Tagesprotokolle von rund eintausend Müttern mit Kindern unter drei Jahren analysierten [1].

Ausgewertet wurden neben den Protokollen auch Videoaufzeichnungen der Mütter in Interaktion mit ihrem Nachwuchs, wobei das Augenmerk der Forscher darauf lag, wie sensibel die Mütter auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingingen. Dabei stellten sie fest, dass berufstätige Mütter die Zeit, die sie wegen der Arbeit nicht ihren Kindern widmen konnten, durch intensivere Betreuung in der verbleibenden Zeit kompensierten. Auch organisierten sie ihr Privatleben stärker nach den Bedürfnissen des Kindes, wobei andere Aktivitäten, Reisen oder soziales Engagement zurückgeschraubt würden.

Die Berufstätigkeit der Mutter hat keinen Effekt auf die soziale oder intellektuelle Entwicklung eines Kleinkindes, lautet das Fazit der Forscher. "Die Zeitmenge, die eine Frau ihrem Kind schenkt, ist nicht der ausschlaggebende Faktor für die Stärke der Mutter-Kind-Beziehung", so Huston.

Diese Erkenntnisse sind umso wichtiger, weil immer noch viele Frauen wegen ihrer Kinder in den ersten Jahren nach der Geburt beruflich zurückstecken. Während gerade einmal 30 Prozent der Mütter mit Kindern unter drei Jahren in Deutschland arbeiten, sind es ab dem dritten bis zum fünften Lebensjahr 54 Prozent in den alten und 63 Prozent in den neuen Bundesländern.

Wie wichtig die richtige Förderung von Kindern ist, zeigt auch das Ergebnis einer Studie an der belgischen Universität Leuven [2]. Oft ist es erfahrungsgemäß besonders schwierig Teenager für das Lernen zu begeistern, fasst der Studienleiter Maarten Vansteenkiste das Grundproblem vieler Lehrer und Eltern zusammen. Im Rahmen seiner Studie hat er jedoch festgestellt, dass sich die Jugendlichen nicht jedem Wissen gegenüber verschlossen zeigen. Es komme immer darauf an, welchem Ziel die Inhalte dienten. Dabei lasse sich intrinsisches Wissen – das etwa der Selbstverwirklichung dienen könnte – besser vermitteln als extrinsische Lehrinhalte, die zu mehr Geld oder Bewunderung führen.

Dies hätten Versuche gezeigt, bei den Jugendlichen zuerst Texte zu Gesundheitsthemen präsentiert worden seien. Der einen Hälfte erzählten Vansteenkiste und seine Kollegen, dass diese Informationen in Theorie und Praxis wichtig für die Gesundheit seien (ein intrinsisches Ziel); der anderen Hälfte versprachen sie, dass sie dadurch körperlich viel attraktiver würden (extrinsisches Ziel). Zusätzlich wurden zwei didaktische Konzepte eingesetzt: eine Gruppe lernte unter Druck, die andere konnte freier bestimmen. Erwartungsgemäß zeigten sich in der zweiten Gruppe größere Lernerfolge. "Kurz gesagt bedeutet das, wenn Lehrer wirklich für den Unterrichtsstoff begeistern wollen, dann sollten sie intrensische Ziele vermitteln und die Schüler möglichst ohne Druck lernen lassen", rät Vansteenkiste.

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