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Therapieroboter: Auch Roboterkatzen haben eine entspannende Wirkung

Wenn sich Katzen anschmiegen, empfinden das viele Menschen als beruhigend. Aber gilt das auch, wenn die Katze ein Roboter ist? Ja, sagen Forschende, aber es kommt auf den Hals der Katze an.
Eine dreifarbige Katze wird in einer Küche von einer Person mit gepunkteten Socken und braunen Hosen am Kopf gestreichelt. Die Katze reckt den Kopf nach oben und scheint das Streicheln zu genießen. Der Boden ist aus dunklem Holz, und im Hintergrund sind weiße Küchenschränke zu sehen.
Es muss keine echte Katze sein. Auch nach der 40-sekündigen Anschmiegeeinheit einer Roboterkatze fühlten sich die Probanden eines japanischen Experiments signifikant entspannter.

Der Umgang mit Tieren tut gesunden und kranken Menschen gut – sogar dann, wenn das »Tier« in Wirklichkeit ein Roboter ist. Bekanntester Vertreter dieser Art ist die Therapierobbe Paro, die demenzkranke Menschen beruhigen und ihre Beschwerden lindern kann. Die therapeutische Wirkung des Kuschelns und Schmusens mit Robotertieren ist wissenschaftlich belegt. Aber wie sieht es mit Tieren aus, die sich aktiv an Menschen anschmiegen – so, wie Katzen es tun? Das wollten Forschende von der japanischen Universität Tsukuba herausfinden, und zwar mit dem Modell einer Katze, deren Halswirbel sich flexibel einstellen lassen: Mal sind sie steif, mal nachgiebig.

Denn so gefühlvoll das Anschmiegen einer Katze auch ist: Es gehorcht einer Mechanik, die sich recht sachlich beschreiben lässt. Berührt die Katze ein Objekt, dann verändert sie dabei situativ die Steifigkeit ihres Nackens. Je nachdem also, wie Katzenköpfchen und menschliches Bein zueinanderstehen, überträgt die Katze unterschiedlich viel Kraft. Das Prinzip dieser variablen Gelenksteifigkeit haben Forschende bereits auf Tierroboter übertragen, über die therapeutische Wirkung war bislang aber noch nicht viel bekannt.

Für ihre Untersuchungen hat das japanische Forschungsteam seinen Katzenroboter nun an 22 Probanden getestet. Wie steif der Hals der Katze dabei ist, stellten die Forschenden darüber ein, wie straff die Drähte im Nacken des Tierroboters gespannt waren. Auf einem Fragebogen hielten die Teilnehmenden fest, wie die anschmiegsame Robokatze auf sie wirkt. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen, schreiben die Fachleute im Journal »ACM Transactions on Human-Robot Interaction«: Nach einer 40-sekündigen Anschmiegeeinheit fühlten sich die Probanden signifikant entspannter.

Aus den Ergebnissen folgern die Forschenden, dass die Roboterkatze dann am beruhigendsten wirkt, wenn sie während ihres Kontakts mal stärker und mal weniger stark gegen den Menschen drückt, also die Nachgiebigkeit ihres Nackens variiert. So berichteten einige Probanden, dass sich die veränderliche Kraft, die das Robotertier auf sie übertrug, besonders echt und natürlich anfühlte. Doch die Forschenden geben auch zu, dass sie aus ihrer Studie keine statistisch signifikanten Aussagen dazu ableiten können, ob nun Roboterkatzen mit niedriger, hoher oder variierender Nackensteifigkeit die Stimmung der Probanden am stärksten heben.

Sie führten das in erster Linie auf die Konstruktion des Versuchstiers zurück. Dessen Nachgiebigkeit habe sich nicht präzise genug einstellen lassen. Die Steifigkeit der Drähte im Nacken der Katze sei nicht ausreichend gut mit der Steifigkeit des übrigen Roboterkörpers abgestimmt gewesen, schreibt das Team. Für eindeutigere Aussagen seien weitere Experimente nötig.

  • Quellen
ACM Transactions on Human-Robot Interaction 10.1145/3700600, 2024

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