Sonnensystem: Auch Uranus hat ein warmes Herz

Bisher dachte man, der siebte Planet Uranus sei ein Ausreißer im Sonnensystem: Anders als bei den drei anderen Gasriesen schien keine Wärme aus seinem Inneren in die Umgebung zu dringen. Fachleute gingen nach den Messungen von Voyager 2 im Jahr 1986 davon, dass sich der Himmelskörper im thermischen Gleichgewicht mit der Sonne befindet. Dagegen strahlen Jupiter, Saturn und Neptun im äußeren Sonnensystem deutlich mehr Wärme ab, als sie von der Sonne durch Einstrahlung erhalten. Besonders Jupiter ist hier auffällig, er gibt etwa das Zweieinhalbfache der Wärmemenge ab, die ihm von der Sonne zufließt. Dieser Wärmeüberschuss stammt aus seinem tiefen Inneren und ist überwiegend Kompressionswärme, da der Planet langsam schrumpft. Tatsächlich reicht eine jährliche Schrumpfung von etwa einem Millimeter aus, um den Wärmeüberschuss zu erklären. Bei den Gasriesen Saturn und Neptun dürfte der gleiche Vorgang am Werk sein.
Wie im Sommer 2025 veröffentlichte Untersuchungen eines Forschungsteams um Patrick Irwin von der britischen University of Oxford nun aber zeigen, setzt Uranus doch innerne Wärme frei. Für dieses Ergebnis bestimmte das Team die Reflektivität des Planeten neu und stellte fest, dass er mehr Sonnenlicht in den Weltraum zurückwirft als bislang angenommen. Dabei berücksichtigte die Gruppe auch die Strahlung, die seitlich von Uranus zurückgeworfen wird, und nicht nur den Anteil, der direkt zum Beobachter zurückgestrahlt wird. Dafür nutzte sie Daten der Weltraumteleskope James Webb und Hubble, die in den letzten Jahrzehnten nach dem Vorbeiflug von Voyager 2 aufgenommen wurden.
In die neuen Modellierungen gingen somit Daten über Dunstschichten, Wolken und jahreszeitliche Änderungen ein, die das Rückstrahlvermögen von Uranus beeinflussen. Daraus ergab sich dann ein Wärmeüberschuss von 15 Prozent – recht wenig im Vergleich zum äußeren und prinzipiell sehr ähnlichen Nachbarn Neptun, der rund das Zweifache der Wärme abstrahlt, die er von der Sonne empfängt.
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