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Dunkle Triade: Auf die Art der Empathie kommt es an

Kein Mitgefühl, aber ein scharfer Blick fürs Innenleben der Mitmenschen: Das können Narzissten und Machiavellisten zu ihrem Vorteil nutzen.
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Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen zählt zum Kern der so genannten Dunklen Triade, den Persönlichkeitsmerkmalen Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus (rücksichtsloses Machtstreben). Je stärker sie ausgeprägt sind, desto weniger fühlt ein Mensch mit anderen mit. Aber das gilt offenbar nicht für die Fähigkeit, sich gedanklich in andere hineinzuversetzen, wie eine Studie in der Fachzeitschrift »Personality and Individual Differences« nahelegt.

Psychologen der University of Florida und der University of South Alabama hatten mehr als 1000 ihrer Studierenden gebeten, die eigene Persönlichkeit in umfangreichen Onlinetests einzuschätzen. Dazu zählten rund 200 Selbstbeschreibungen wie »Mir ist jedes Mittel recht, sofern ich damit durchkomme« (Psychopathie), »Ich halte es für klug, wichtigen Menschen zu schmeicheln« (Machiavellismus) und »Ich übernehme gerne die Führung« (Narzissmus). Empathie erfassten sie in knapp 100 Facetten, die einerseits Mitfühlen (»Wenn ein Freund enttäuscht ist, bin ich mit ihm enttäuscht«) und andererseits gedankliche Perspektivwechsel (»Es fällt mir leicht, mich in die Position einer anderen Person zu versetzen«) abbildeten.

»Menschen mit hohem Grad an Psychopathie zeigten die stärksten Defizite in emotionaler Empathie«, beobachteten die Forscher. Die Befragten bekundeten aber auch umso weniger Mitgefühl, je mehr narzisstische oder machiavellistische Züge sie einräumten. Dafür war die kognitive Empathie bei Letzteren umso größer, nicht aber bei Psychopathie. »Narzissten und Machiavellisten scheinen überdurchschnittlich gut darin zu sein, Gefühle anderer Menschen zu erkennen, was sie zu ihrem Vorteil nutzen könnten«, schließen die Autoren.

Das verbreitete Bild des manipulativen Psychopathen könnte darauf zurückgehen, dass die kognitive Triade häufig gemeinsam auftritt: Ein Psychopath hat oft auch machiavellistische oder narzisstische Züge. Die Bereitschaft, andere zum eigenen Vorteil zu manipulieren, zählt gemeinsam mit der Gefühlskälte zu den Knotenpunkten im »Netzwerk des Bösen«. Mangelnde emotionale und gesteigerte kognitive Empathie greifen offenbar ineinander: Dunkle Persönlichkeiten können das Wissen um die Gefühle anderer nutzen, ohne sich den Blick für den eigenen Vorteil durch Mitgefühl zu vernebeln oder, wie die Forscher erklären, »ohne mit den emotionalen Folgen ihres Tuns wie Schuld- oder Schamgefühlen belastet zu sein«.

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