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News: Auf die harte Tour

Eine nicht gerade nervenschonende, dafür aber rasche Methode, das persönliche Infarktrisiko zu messen, wurde von einem Streßforscher aus Österreich entwickelt: Drei Blutstropfen und ein Bungeesprung geben Auskunft darüber, wie gut jemand mit psychischer Belastung fertig wird. Je mehr einen der Hüpfer in die Tiefe aufregt, umso wahrscheinlicher ist ein Herzinfarkt.
Die physiologischen Symptome, die bei einem Bungee-Springer vor dem Sprung in rund 80 Meter Tiefe auftreten, können mit Todesangst verglichen werden, so der Grazer Endokrinologe Sepp Porta vom Institut für Streßforschung in Bad Radkersburg. In den zwei Stunden, während derer sich der Kandidat auf den Sprung vorbereitet, wird nicht nur die Psyche aufs äußerste belastet, sondern auch eine Kette von Körperreaktionen ausgelöst, sagt der Grazer Wissenschaftler.

Mit Meßgeräten, die normalerweise in Intensivstationen verwendet werden, analysiert der Medizinier direkt vor dem Sprung das Blut der Springer anhand von 15 physiologischen Parametern. Dabei wird die Sauerstoffsättigung des Blutes, dessen pH-Wert, sein Magnesium- und Calciumgehalt ebenso gemessen wie die Höhe des Blutzuckers und die Zahl der Blutkörperchen.

Die Blutuntersuchung von 26 nicht-professionellen Bungee-Springern, die Ende Juni von der Kärntner Jauntalbrücke gesprungen waren, habe markante Ergebnisse erbracht: "Die Analysen der Reaktionen nach immenser psychischer Belastung machen besonders auffällige Änderungen des Blutzuckerspiegels und der Blutsalze deutlich", erklärt der Streßforscher: "Beides sind Punkte, die ganz oben auf der Liste der Risikofaktoren für Infarkte stehen. Hier werde evident, wie sehr psychischer Streß bei der Ausbildung eines Infarktrisikos mitspiele. "Der individuelle Anstieg von Blutzucker und Kochsalz durch die psychische Streßsituation kann daher als persönlicher Test für Infarktneigung gewertet werden", folgert der Endokrinologe.

In körperlichen Belastungssituationen produziert der menschliche Körper erhöhte Mengen an Blutzucker, um Energie für die Muskelarbeit bereitzustellen. Wirken psychische Streßfaktoren auf den Körper ein, wird ebenfalls Blutzucker gebildet, obwohl gar keine verstärkte Muskelkraft gebraucht wird. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel immer höher an.

Außerdem sorgt in Streßsituationen die verstärkte Atmung dafür, daß dem Blut genügend Sauerstoff zugeführt wird um die Ansäuerung des Blutes zu verhindern. Der Wasserverlust des Körpers durch das ausgeatmete Wasser führe allerdings zu Blutverdickung und Anstieg der Blutsalze. Das ist zwar bei körperlicher Bewegung sinnvoll, in Angstsituationen jedoch nicht nur nicht zielführend sondern sogar schädlich.

Durch viel Bewegung nach psychischer Belastung können diese außerordentlichen Körperreaktionen kompensiert und so abgefangen werden, daß sie sich nicht weiter negativ auf den Organismus auswirken. Gefährlich wird es aber, wenn der Körper über längere Zeit mit erhöhten Blutzuckerwerten oder Blutsalzen fertig werden muß, da beide zu den zentralen Risikofaktoren von koronaren Herzkrankheiten zählen, erklärt der Mediziner. Je nach der körperlichen Fitneß gelänge es dem Körper auch unterschiedlich schnell, die schädlichen Substanzen wieder abzubauen.

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